Zwei Welten, ein Ziel:

Kreislaufwirtschaft in der Praxis!

Quelle: Pexels

 

Während der Gesamtverband textil+mode mit starken Voraussetzungen das Recycling von Arbeitsbekleidung vorantreibt und Skalierungspotenzial beweist, wagt Fashion for Good den Sprung ins Extreme: Die Kreislauffähigkeit eines der komplexesten textilen Erzeugnisse. Mit über 60 Einzelkomponenten steht hier der Schuh im Fokus des „Closing the Footwear Loop“-Initiative.

Zwei völlig unterschiedliche Ansätze – die in ihrem Ziel die textile Kreislaufwirtschaft voranzutreiben vereint sind.

 

Hier geht´s zu den Updates aus den Projekten.


Kreislaufwirtschaft und öffentliche Beschaffung

Der Gesamtverband textil+mode hat sich mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) in einem neuen Projekt zusammengeschlossen, in dem sich alles um die wirtschaftliche Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Rahmen der öffentlichen Beschaffung dreht. Wir haben erste realisierte Schritte und zentrale Erkenntnisse unter die Lupe genommen. Im Projekt haben Jonas Stracke, zuständig für die Themen Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz beim Gesamtverband, und Verantwortliche der BVG gemeinsam an Lösungen für die Sammlung, Sortierung, Verwertung und das Recycling gearbeitet.

Nachhaltige öffentliche Beschaffung als Schlüssel

Nachhaltige öffentliche Beschaffung ist ein relevantes Instrument, um eines der zentralen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030: SDG 12 - Sustainable Consumption and Production zu realisieren. Regierungen sind bei einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung dazu angehalten, auf Produkte mit geringen negativen Umweltauswirkungen zu setzen. Ein Hebel mit hoher Relevanz, wenn man bedenkt, dass in Deutschland jährlich Produkte wie bsw. Berufsbekleidung und Dienstleistungen im Wert von „rund 500 Milliarden Euro“ öffentlich beschafft werden.

 

Aber nicht nur vor diesem Hintergrund ist die öffentliche Beschaffung nach Ansicht der Projektbeteiligten ideal für die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft geeignet. Auch der weitgehend einheitliche Entsorgungszeitpunkt der Arbeitsbekleidung sowie die klare Materialzusammensetzung sind starke Pluspunkte für die Realisierung von Kreisläufen. Darüber hinaus ist eine zentrale Sammlung durch die BVG als Arbeitgeber von 16.000 Mitarbeitern, von denen ca. 50 % Berufskleidung tragen, möglich. Eine solche Sammlung wurde im Rahmen des Projektes als einer der ersten Schritte realisiert.  Langfristig, so Jonas Stracke, können die großen Mengen, die bei diesem Arbeitgeber anfallen, „auch in innovative Recyclingströme eingespeist werden“, die in größerem Maßstab als derzeit im Projekt aufgebaut werden. 

Arbeitsbekleidung bringt strakte Vorteile für Recyclinglösungen mit, Bildquelle: Pexels


Von der Sammlung zur Wiederverwertung

Im Anschluss an die Sammlung wurden die Kleidungsstücke auf Verschleiß untersucht und sortiert. Dabei konzentrierte sich das Team auf weitere Verwertungs- und Recyclingoptionen. Diese reichten von der Entfernung der Etiketten von Jacken, damit sie in einem anderen Kontext wieder getragen werden können, bis hin zu Baumwollblusen, die dem Faser-zu-Faser Recycling zugeführt wurden. Gemischt mit neuen Fasern konnten sie wieder verwendet werden. Eine weitere Option im Projekt ist die Verarbeitung von Wollkleidung zu Bürotextilien.

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

Eine zentrale Frage, die das Projekt aufgeworfen hat:

  • Wie können innovative Konzepte effizient in Geschäftsprozesse integriert werden?

Förderlich für die Etablierung von Kreislaufprozessen sind Maßnahmen wie: 

  • Klare Dokumentation der im Umlauf befindlichen Kleidung
  • Rückgabepflicht bei Erhalt neuer Arbeitskleidung

Ausblick: Skalierung über das Projekt hinaus

Jonas Stracke schließt das Interview mit einem Highlight: Bei den ersten Produktentwicklungen im Projekt steht bereits fest, dass diese über den Projektrahmen hinaus skaliert werden. Wir halten sie über die folgenden Erkenntnisse auf dem Laufenden.

Closing the Footwear Loop –

Ein Zusammenschluss für zirkuläre Schuhproduktion

Schuhe - Der zirkuläre Schreck?! Bildquelle: Pexels

Während in der Modebranche Recycling-Konzepte an Fahrt aufnehmen, hinkt die Schuhindustrie hinterher. Fashion for Good bringt jetzt 15 führende Marken zusammen, um genau das zu ändern. Im neuen Projekt "Closing the Footwear Loop" werden Rücknahmesysteme, zirkuläre Designprinzipien und innovative Recyclingprozesse getestet. Zentral ist es dabei Synergien bei den Projektpartner zu nutzen. Die beteiligten Unternehmen bringen ihre Expertise aus den Bereichen Materialwissenschaften und Rücknahmeprogramme mit ein. 

Die Herausforderung: Schuhe und Kreislaufwirtschaft

Weltweit werden jährlich 23,8 Milliarden Paar Schuhe produziert – doch 90 % davon sind nicht in zirkuläre Prozesse eingebunden. Der hohe Materialmix, mit durchschnittlich 60 Komponenten pro Schuhpaar, erschwert das Recycling. Während diese Mehrmaterialkonstruktionen für Komfort, Haltbarkeit und Funktionalität sorgen, stellen sie nun ein Hindernis für innovative Kreislaufprozesse dar.

 

 

Das Projekt hat drei Kernprobleme identifiziert, die für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Schuhindustrie gelöst werden müssen:

  • Infrastruktur für die Rücknahmelogistik
  • Zirkuläre Designprinzipien
  • Einheitliche Ansätze für Kreislaufwirtschaft

Schuhrecycling als vertrautes Thema für die Innovationsplattform

Fashion for Good intensiviert mit der Initiative, die aus der Pioneering the Future of Footwear Initiative entstanden ist, seine Aktivitäten im Bereich Schuhrecycling. Dabei wird auf bestehende Projekte wie die Fast Feet Grinded aufgebaut, Arbeitsabläufe werden optimiert und die Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern vertieft. Im FastFeetGrinded-Pilotprojekt von wurde in Kooperation mit großen Marken, von denen viele auch Teil der neuen Initiative sind Schuhrecyclingprozesse in der Vergangenheit bereits erfolgreich getestet. Dabei konnten alle Schuharten in sortierte Materialgranulate ohne Abfallströme umgewandelt werden. 

Interventionspunkte des Projekts

Um die Kreislaufwirtschaft für Schuhe voranzutreiben, konzentriert sich das Projekt auf drei wesentliche Maßnahmen:

  • Kartierung der europäischen Schuhabfallströme
  • Analyse von Abfallmengen, Materialzusammensetzungen und Wiederverwendbarkeit (in Zusammenarbeit mit Circle Economy).
  • Erkundung und Validierung von End-of-Use-Innovationen

Weiterhin sollen Tests und Bewertungen neuer Technologien und Geschäftsmodelle für das Recycling von Schuhen auszumachen und skalierbare Lösungen zu identifizieren.

Entwicklung von Prinzipien für zirkuläres Design

Auch die Erstellung eines umfassenden Fahrplans für nachhaltiges Schuhdesign mit einem Fokus auf Materialauswahl, Recyclingfähigkeit, Haltbarkeit und Reparierbarkeit, der in Zusammenarbeit mit circular.fashion entwickelt wurde ist Teil des Projekts.

Vielseitige Ansatzpunkte im Produktlebenszyklus sind zentral für das Führen von Rohstoffen in Kreisläufen. Bildquelle: Fashion for Good.

Beteiligte Unternehmen und Partner

Im Rahmen der Initiative hat Fashion for Good führende Unternehmen wie adidas, DEICHMANN, Dr. Martens, Deckers, Inditex, lululemon, ON, Otto Group, Puma, Reformation, Target, Tommy Hilfiger, Vivobarefoot und Zalando vereint. Zusätzlich sind Ökosystempartner wie The Footwear Collective, die Global Footwear Future Coalition (GFFC) und die Global Fashion Agenda eingebunden.

 

Für uns ein besonderes Highlight: Unter den beteiligten Innovatoren ist neben The 8 Impact und Picvisa auch das deutsche Unternehmen circular.fashion –mit dem auch it fits eng im Thema Circularity und Standardabsicherung zusammenarbeiten.

 

Wir sind auf kommenden Projekte und Entwicklungen in der Initative gespannt und bleiben für sie am Ball.