Quelle: Circularity Gap Report 2024
Die Circularity Gap Reporting Initiative hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Anteil recycelter Materialien bis 2032 zu verdoppeln.
Doch obwohl Kreislaufwirtschaft sich als Megatrend etabliert hat, ist der Anteil sekundärer Materialien seit 2018 gesunken. Die Initiative fordert daher dringende Maßnahmen für mehr
Nachhaltigkeit in allen Sektoren und formuliert spezifischen Empfehlungen für verschiedene Ländergruppen in ihrem neusten Bericht.
Die CGRi ist eine Initiative der amsterdamer Circle Economy Foundation, die bereits 2011 gegründet wurde. 2018 stellt die Organisation im Rahmen des Weltwirtschaftsforum in Davos den ersten Circularity Gap Report (CGR) vor und kommt damit der Notwendigkeit nach, den aktuellen Stand der Kreislaufwirtschaft messbar zu machen. In die jährliche Entwicklung des Reports sind sektorübergreifend Vertretende aus Wissenschaft, Wirtschaft, Regierungen und dem NGO Bereich integriert. Der Report 2024 zeichnet sich durch Analysen der globalen Weltwirtschaft mit Bezug zur angestrebten Kreislaufwirtschaft und konkrete Empfehlungen für Maßnahmen aus. Die Notwendigkeit dafür geht aus dem Bericht selbst hervor:
„Allein in den letzten sechs Jahren haben wir mehr als eine halbe Billion Tonnen Material verbraucht -
fast so viel wie im gesamten 20. Jahrhundert.“
Die Anzahl an Debatten und Veröffentlichungen zum Thema Kreislaufwirtschaft hat sich in den letzten fünf Jahren verfünffacht und bestärkt die Thematik damit als Megatrend. Zeitgleich ist der Anteil an sekundären Materialien, die im Kreislauf gehalten werden, seit der ersten Messung im Report aus dem Jahr 2018 mit einem Anteil von 9,1% auf einen Anteil von 7,2% im Jahr 2024 deutlich gesunken.
Quelle: Circularity Gap Report
Um diesem Trend entgegenzusteuern, fordert der Bericht von der Industrie und Gesetzgebern Lücken in den Feldern der nachhaltigen und zirkulären Kompetenzen zu schließen. Mittel dafür seien politische und rechtliche Rahmenbedingungen, mit denen Anreize für die Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Praktiken geschaffen und Zuwiderhandlungen durch Restriktionen bestraft werden.
Im Rahmen des Reports werden konkrete Maßnahmen, für verschiedene Länderkategorien formuliert. So soll die Kreislaufwirtschaft in einkommensschwächeren Ländern = Build Countries (z.B. Bangladesch, Nigeria, Pakistan und die Philippinen) gefördert, industrielle Prozesse in aufstrebenden Ländern = Grow Countries (z.B China, Indonesien, Brasilien, Mexiko, Philippinen) neugestaltet und das Konsumverhalten in Ländern mit höheren Einkommen = Shift Countries (z.B. US, Japan, UK, Canada) radikal reduziert werden. Im Bericht werden die Bereiche Lebensmittel, das Bauwesen und hergestellte Waren fokussiert. Für jeden Bereich werden forschungsbasiert Hebelpunkte identifiziert, mit denen Positive Effekte erzielt werden können. Dabei wird betont, dass diese Effekte von den gegebenen Rahmenbedingungen der einzelnen Länder abhängen.
Shift Countries, deren Bewohner*innen ca. 25% der Weltbevölkerung ausmachen, sind aktuell für 34% des Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Sie sind im Report primär darin gefordert, die Lebensdauer von Gütern zu verlängern und zirkuläre Materialien in Produktionsprozessen zu priorisieren, um hohe Wirkungsgrade zu erzielen. Eine Hauptherausforderung besteht für diese Länder besteht darin, einer ungleichen Wohlstandsentwicklung innerhalb der Bevölkerung entgegenzuwirken. Als konkret Maßnahmen für den Sektor Güter, wird die Förderung von Zirkulärem Design, dass sich durch Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Reparierbarkeit und Recycelbarkeit von Produkten auszeichnet. Darüber hinaus sollen die Kreislaufwirtschaft über Werkzeuge wie progressivere Steuern und finanzielle Anreize wie Steuer Entlastungen für Reparierservices gefördert werden. Darüber hinaus sind die Shift Countries darin gefordert die Build Countries in ihren Bestrebungen mit technischem Know-how und globalem Einfluss zu unterstützten, sodass effektives Materialmanagement und nachhaltige Handlungen in den verschiedenen Sektoren umsetzbar werden.
Shift Countries sind für 34% des globalen Ressourcenverbrauchs verantwortlich, Bildquelle: Pexels
Grow Countries, die für ca. 50% des globalen Materialkonsums zuständig sind, können durch ihren Anteil an der Weltbevölkerung insbesondere im Sektor Lebensmittel zirkuläre Effekte erzielen. Mittel dafür sind die Förderung Regenerativer Landwirtschaft und lokale und saisonale Lebensmittel. Dieser relevante Hebel ergibt sich, da Grow Länder einen erheblichen Anteil der Lebensmittelkonsumierenden stellen und gleichzeitig besonders stark im Feld der globalen Lebensmittelproduktion aufgestellt sind. Der Bericht fordert sie darin die Langlebigkeit von Maschinen, Equipment und Gütern zu steigern und industrielle Prozesse effizienter zu gestalten. In diesen Ländern ist Wachstum, für eine Steigerung des Wohlbefindens der Bevölkerung noch immer notwendig, dass es mit Sensibilität für planetare Grenzen zu fördern gilt. Als konkrete Maßnahmen für die Güterproduktion wird hier unter anderem empfohlen emissionsreiche Produktionen stärker zu besteuern und Subventionen für effiziente Produktionen zur Verfügung zu stellen. Weiterhin sollen gesetzliche Reglementierungen für mehr Umweltschutz und die Integration von Produktionen in Industrieparks mit gemeinsamen Infrastrukturen zu mehr Effektivität beitragen. Weiterhin gilt es für diese Länder in nachhaltige Technologien, mit denen Ressourcen gespart werden und Umwelteinflüsse reduziert werden zu investieren.
Build Countries stellen 50% der globalen Population und sind gleichzeitig nur für 13% des materiellen globalen Fußabdrucks zuständig. In diesen Ländern ist es notwendig die Lebensumstände in den verschiedenen Bereichen zu verbessern und dafür Materialien gezielt für die Entwicklung der Infrastruktur und die Bedürfnisbefriedigung einzusetzen. Fast die Hälfte der Menschen ist im landwirtschaftlichen Sektor beschäftigt, hier sind die Verbreitung der regenerativen Landwirtschaft und die Priorisierung von gesünderen und sättigenden Lebensmitteln zu priorisieren. Es gilt den Aufbau von Wohnraum und Infrastruktur für kreislauffähige und nachhaltige Lösungen zu nutzen, um sozial und ökologisch positive Effekte zu erzielen. Darüber hinaus gilt es Abfälle wiederzuverwenden.
Den Kreislauf zu schließen fordert individualisierte Maßnahmen von einzelnen Ländergruppen, Quelle: Pexels
Durch die Güterproduktion (Fahrzeuge, Kleider, Geräte,...) werden ca. 30% der globalen Emissionen verursacht. Darüber hinaus sind im Sektor ein großer materieller Fußabdruck und Industrieabfälle zu verorten. Hier fordert der Bericht Ansätze, die die gesamte Wertschöpfungskette fokussieren und den Ressourcenverbrauch reduzieren.
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Symbiosen gefördert und Effizienzen gesteigert werden. Mittel dafür sind Prozessverbesserungen, die Vermeidung von Ausschuss und das Reduzieren von Ertragsverlusten. Material- und Emissionseinsparungen seien bsw. durch Kooperationen innerhalb der Industrie zu realisieren.
Darüber hinaus müsste die Lebensdauer von Gütern maximiert werden, wodurch gleichzeitig auch der Forderung entsprochen wird, dass der Güterkonsum generell reduziert wird. Textilien werden im Report gezielt als Güter mit Einfluss benannt. Maßnahmen sind, dass der Bekleidungskonsum reduziert wird, Bekleidung repariert und wiederverwendet wird und nach Möglichkeit Recycling stattfindet. Zu präferieren wäre darüber hinaus der lokale Bezug von Bekleidung und die Qualitätssteigerung, mit der eine Verlängerung der Lebensdauer einher geht.
Der Bericht fordert die Zusammenarbeit verschiedenster Akteure, ob Abteilungen, Unternehmen, Industrien oder Nationen. Diese Kooperation sei insbesondere mit Blick auf die vielseitigen, übergreifenden und Wirtschafts-, Umwelt-, Sozial- und Politikkrisen, von denen unsere Zeit geprägt ist, relevant. Hierfür müssten Ursachen ausgemacht werden, Hebelpunkte identifiziert und systemische Voraussetzungen definiert werden.
Weiterhin fordert der Bericht ganzheitliche und systematische Lösungsansätze. Grundlage dafür ist, die Ursachen von Problemen wie exzessiven Ressourcenverbrauch, Überkonsum und die Mengen an Abfall und Emissionen zu identifizieren. Zirkulären Strategien kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, die mit finanziellen Mitteln aus Politik und Wirtschaft priorisiert und realisiert werden müssen.
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