Rückblick asfw: zertifizierung und standard-themen nach äthiopien tragen

 … war das Ziel dieser Reise. Und „wenn einer eine Reise tut, dann hat er etwas zu erzählen“. In diesem Sinne möchten wir von den Erlebnissen und Erkenntnissen im Rahmen der African Sourcing and Fashion Week, dem Wissenstransfer auf der Messe und den besonders gefragten Themen berichten. Freuen Sie sich auf authentische Einblicke in eine internationale Messe mit persönlichen Impressionen der Hauptstadt Äthiopiens.

 

 

 

 

 

 

Bild:  ASFW

Mit einem Vortrag und zwei Workshops im Gepäck machte sich Katharina Schaus Anfang November im Auftrag vom Verband Gesamtmasche zusammen mit der Gesamtmasche Delegation  auf den Weg nach Addis Abeba, um im Rahmen der African Sourcing and Fashion Week ihr umfassendes Wissen über Standards und Zertifizierungen zu teilen. Für die Teilnehmenden des Projekts „Partner Africa Ethiopia“ und „Partner Africa Senegal“ und Messebesucher stellte sie ihr Know-how zur Verfügung.

 


Bereits der Vortrag zum Thema „Standards and Certifications Unveiled: Navigating the Complexities of German and European Market Requirements“ entwickelte sich zu einer lebhaften „Frage & Antwort-Runde“. Die Akteure in Afrika sind in Entwicklungs-Stimmung, wobei Zertifizierungen eine große Rolle spielen werden. Was fehlt sind lokale Kontrollstellen. Die Betriebe müssen teure ausländische/internationale Dienstleister einbinden, was zurzeit ein großes Hemmnis darstellt.

 

Vertieft wurden diese Basis-Kenntnisse beim Workshop „Exploring The Label Landscape: A Deep Dive into Exemplary Textile Standards and Certification in German and European Markets“. Die Teilnehmenden erhielten einen tieferen Einblick in folgende beispielhaften Standardsysteme: Agrar-Bio-Standards, Cotton made in Africa, Better Cotton, Fairtrade, Fairwear, Oeko-Tex, Standard-Module, Bluesign, Cradle to Cradle, GOTS, IVN best, Grüner Knopf, CO2-Zertifizierungen, Recycling-Zertifizierungen und den Circular Fashion Standard.

Vor allem zu den Themen Kreislaufwirtschaft und GOTS waren die Teilnehmenden sehr wissbegierig. Sie bewerteten und verglichen die Standard-Programme, womit sich die Diskussion richtig anheizte. Die Teilnehmenden hatten die Vision, EINEN all-umfassenden Standard haben zu wollen, am besten sollte sich der GOTS als solchen weiterentwickeln. Die Realität und das Resultat des Workshops sind allerdings, dass aufgrund der vielen Zielrichtungen viele Standards und Zertifizierungen notwendig sind, um die Umsetzbarkeit der Ziele zu gewährleisten. Um mehrere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, wird es nötig sein, mehrere Zertifizierungen zu kombinieren, um den Anforderungen der verschiedenen Märkte gerecht zu werden.

 

Für Überraschungen sorgte der Workshop „Green Cotton Growth: Insights into Standards and Certifications in Sustainable Cotton”. Aus einer Bandbreite von Siegeln und Standards sollten die Teilnehmenden jene markieren, die Kriterien für Baumwolle enthalten. Die Fehlerquote war erstaunlich hoch. Besonders auffällig war, dass die Standards zu Regenerativen Anbaumethoden, die ebenfalls für Baumwolle anwendbar sind, völlig unbekannt waren. Derzeit ist allerdings gerade die Regenerative Baumwolle ein vieldiskutiertes und gehyptes Thema und wird künftig eine steigende Nachfrage aus der Branche verzeichnen. Selbst bezüglich der gängigen Bio-Anbaustandards (NOP/USDA – USA und EG Bio-Verordnung), nach denen die meiste Bio-Baumwolle zertifiziert ist, waren sich nur wenige Teilnehmende sicher, dass diese auch für Baumwolle gelten. Somit war das Lern-Potential dieses Workshops besonders hoch, da die Teilnehmenden am Ende einordnen konnten, welche Standards für organic, sustainable, fair oder regenerative Baumwolle stehen.

 

Eine berechtigte Frage im Raum: Kann CmiA zertifizierte Baumwolle für GOTS-Produkte verwendet werden und was wäre dabei zu beachten? Die Antwort lautet, dass CmiA-Baumwolle nicht für GOTS-Produkte eingesetzt werden kann. CmiA ist auch mit seinen Bio-Kriterien nicht in der Familie der IFOAM – Standards gelistet und damit auch nicht für den GOTS anerkannt.

 

Besonders bei unseren Workshopteilnehmern und Standnachbarn aus dem Senegal, aber auch Ghana war das Interesse am GOTS sehr groß. Es war Katharina Schaus, als GOTS Approved Consultant ein besonderes Vergnügen, der interessierten Teilnehmerschaft viele Informationen mit auf den Weg geben zu können, welche sie für die GOTS-Zertifizierung der Ginneries benötigen, wobei ebenso die Anforderungen für Nähereien hinterfragt wurden. 


Während die Gesamtmasche – Delegation einen wunderschönen Abend beim Empfang in der deutschen Botschaft mit nicht enden wollender Modenschau erlebte, stehen die Impressionen eines gefährlichen und armen Landes dazu im starken Kontrast. Nur mit einem „Aufpasser“ war ein Rundgang auf dem weltweit 4. größten Markt möglich, der nicht einmal zum Einkaufen einlädt. Dem Land fehlt es an Devisen, ist aber auf Importe angewiesen. Ökonomisch kann das nicht funktionieren – die Preise im Supermarkt sind erschreckend hoch. So fließen große Summen aus Deutschland in die Entwicklungshilfe nach Äthiopien. Es ist eine Bewegung im Gang, die auch die Textilindustrie betrifft.

 


Uns würde brennend interessieren, was Sie von der Option, Äthiopien als neuen Produktionsstandort halten. Wir freuen uns über ein Feedback per E-Mail oder einen Kommentar bei unserem LinkedIn-Artikel.

 

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Gesamtmasche e. V.

Projekt:

Partner Africa Ethiopia

Partner Africa Senegal