Allgemeine Grundlagen

Strukturierung / Kategorisierung

Unter dem steigenden Druck nach mehr ökologischer und sozialer Verantwortung entstehen in der Textilindustrie auch immer mehr Label/Siegel mit sehr unterschiedlichen Zielrichtungen. Bei unserer Recherche haben wir über 130 Textillabel mit dahinter definierten Standards zusammengetragen. Manche dieser Label werden den Erwartungen der Verbraucher nicht gerecht. Ein "gutes/empfehlenswertes" Öko-Label sollte Anreize zu einer nachhaltigen Entwicklung geben und im besten Fall eine gesundheitliche sowie umwelt- und sozialverträgliche Ausrichtung haben. Label und Standards lassen sich in drei Bereiche strukturieren: nach Inhaber/Herausgeber, Strategie/Zielsetzung und Qualitätssicherung/Absicherung.

Begriffe und Definitionen

Die Wurzeln des Öko-Labelling liegen im wachsenden globalen Bewusstsein von Umweltschutz seitens Regierungen, Unternehmen und der Öffentlichkeit. Die ersten Kennzeichnungen von nachhaltigen Entwicklungen und Produkten starteten 1992 als Ergebnis der Konferenz in Rio de Janeiro, welche durch die Konferenz 2002 in Johannesburg (Rio + 10) noch mehr an Bedeutung gewann und zu einem Nachhaltigkeitsziel aller Repräsentanten erklärt wurde. Um Produkteigenschaften für Verbraucher/innen auf einen Blick erkennbar zu machen und somit Kaufentscheidungen zu erleichtern, nutzt auch die Textilbranche das Instrument der Produktkennzeichnung durch sog. Label. Häufig werden Begriffe wie Prüfsiegel, Gütesiegel, Markenzeichen, Qualitätszeichen oder Label nicht immer klar differenziert und als solche kommuniziert.


Einteilung nach Zielen und Strategien

Bei Betrachtung der Regelbereiche, d.h. welche Anforderungen und Kriterien an die Produkte gestellt werden, lassen sich fünf verschiedene Ansätze/Ziele der Produktkennzeichnung bzw. -bewertung bei Textilien klassifizieren. Entsprechend können die Siegel grob in „Gesundheits-Label", „Umwelt-Label", „Sozial/Fairtrade-Label", „Entsorgungs-/Recycling-Label" und in "Nachhaltigkeits-Label" eingeteilt werden.

 

Einteilung nach Qualitätssicherungssystem (Typen)

Bei der Beurteilung von Label/Siegel und deren festgelegten Richtlinien spielen die Überprüfbarkeit und Umsetzbarkeit eine zentrale Rolle. Ein gravierender Unterschied der Standards liegt in deren Art der Absicherung. Denn es sind sehr unterschiedliche Qualitätssicherungssysteme zugrunde gelegt, womit die Einhaltung der gesetzten Richtlinien sichergestellt wird. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass die Richtlinien eindeutig formuliert und v.a. öffentlich zugänglich sind. Wir unterscheiden bei den Absicherungssystem von Öko-Textil-Richtlinien zwischen den zwei Typen A und B bzw. Typ I, Typ II und Typ III


Duale Absicherung: analytik, Audit

Auf welche Art und Weise und mit welchen Methoden die Einhaltung der gesetzten Standards sichergestellt werden, soll hier erläutert werden. Wie bereits unter "Einteilung nach Qualitätssicherungssystem" beschrieben, können sich Label auf Produkte und/oder die Durchführung der Prozesse beziehen. Deshalb werden die Analytik und das Kontrollsystem mittels Audits getrennt betrachtet. Einige Label fordern die Kombination beider Absicherungsverfahren und stellen damit ein duales Absicherungssystem dar, was die größtmögliche Sicherheit hinsichtlich der Einhaltung der Richtlinien bietet.

Unabhängigkeit: 3-Parteien-System

Je unabhängiger ein Standard und sein Label aufgestellt sind, desto besser ist dessen Glaubwürdigkeit. Die größte Unabhängigkeit entsteht, wenn ein Standard/Label im sog. 3-Parteien-Sytem aufgebaut ist. Ein 3-Parteien-System fordert, dass die Standardentwicklung/Standardmanagement von der Absicherung (Überprüfung auf Einhaltung) sowie der Nutzung des Standards und Labels völlig getrennt und unabhängig voneinander organisiert ist. An einem Beispiel wird ein solches 3-Parteien-System erläutert.

 


Identifizierung glaubwürdiger Öko-Siegel

Die ISEAL Alliance (International Social and Environmental Accreditation and Labeling) hat die "10 ISEAL-Grundsätze der Glaubwürdigkeit" veröffentlicht. Diese sind das Ergebnis eines einjährigen Beratungsverfahrens mit Beiträgen von mehr als 400 Interessenvertretern von fünf Kontinenten. Festgehalten wurden zehn Konzepte, anhand welcher glaubwürdige Standards, Zertifizierungen und Öko-Siegel identifiziert werden können. Die ISEAL Alliance verfolgt mit der Etablierung der 10 Grundsätze das Ziel, mehr Transparenz und Sicherheit in den heutigen "Label-Dschungel" zu bringen.