Erinnerung und Billanz zum Rana Plaza Unglück

Am 24. April vor sechs Jahren starben 1.134 NäherInnen in den Trümmern eines Fabrikgebäudes in Dhaka, Bangladesch. Mehr als 1.800 Menschen wurden verletzt. Regierung, Gewerkschaften und Unternehmen zeigten Reaktionen, doch haben sich die Arbeitsbedingungen inzwischen verbessert ?

Zum 6. Jahrestag des Rana Plaza-Unglücks waren die Netzewerke und Medien überfüllt mit Berichten und Aktionen.

Zwei lesenswerte Artilel fassen wir hier zusammen:

Nie wieder Rana Plaza, mehr Gebäudesicherheitsabkommen

Vor genau sechs Jahren starben 1.134 Näher*innen in den Trümmern eines Fabrikgebäudes in Savar, Dhaka, Bangladesch. Mehr als 1.800 Menschen wurden verletzt. In dem Gebäude "Rana Plaza" produzierten fünf Textilfabriken, viele für große Modefirmen, deren Produkte auch in unseren Kleiderschränken hängen.

Nach der Katastrophe beteuerte die gesamte Modeindustrie, "Nie wieder Rana Plaza!" in die Realität umzusetzen. Doch wie sieht die Situation heute aus? Sechs Jahre nach der schrecklichen Katastrophe dominieren Repression und Armutslöhne die Industrie, und die in Bangladesch erreichten Fortschritte, Fabriken sicher zu machen, sind bedroht.

Das Bangladesch Gebäudesicherheitsabkommen wurde drei Monate nach der Rana-Plaza-Katastrophe von Gewerkschaften und Modemarken abgeschlossen. Die Clean Clothes Campaign war ebenfalls beteiligt. Das Abkommen ist einmalig, weil es für die Unterzeichnenden einklagbar ist.

Bislang wurden 1.600 Fabriken inspiziert. Von den 100.000 identifizierten Mängeln konnten 89 Prozent behoben werden. Über 50 Prozent der Fabriken aber haben immer noch kein adäquates Feueralarmsystem und in 40 Prozent sind strukturelle Renovierungen noch nicht fertiggestellt.

 

Bangladesch Gebäudesicherheitsabkommen in Gefahr - Leben der Arbeiter*innen bedroht

 

Die Regierung Bangladeschs und der nationale Verband der Textilproduzenten BGMEA wollen das Gebäudesicherheitsabkommen aus dem Land verdrängen und somit die Weiterarbeit vor Ort unterbinden. Sie wolle diese Arbeit selbst übernehmen, begründet die Regierung ihr Vorgehen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie bewies jedoch, dass Bangladeschs Regierung die Kapazitäten dazu fehlen, die Arbeit des Abkommens auf gleichem Niveau fortzusetzen. Und vor allem: Sie hat nicht den politischen Willen dazu. "Wenn das Gebäudesicherheitsabkommen das Land verlassen muss, heißt das, wir bringen die Arbeiterinnen und Arbeiter erneut in Lebensgefahr", sagt Kalpona Akter, Arbeitsrechtsaktivistin der bangladeschischen Organisation BCSW.

 

Schlimmste Repressionen in Bangladesch seit mehr als zehn Jahren

 

Letztes Jahr erhielten die Arbeiter*innen in Bangladesch zum ersten Mal seit 2013 eine Erhöhung des Mindestlohns. Er liegt jedoch immer noch unter einem Viertel eines existenzsichernden Lohns. Als Arbeiter*innen im Januar gegen diese viel zu geringe Mindestlohn-Anhebung auf die Straße gingen, begegnete ihnen die Regierung mit Gewalt und Repression. Ein Arbeiter starb und viele andere wurden verletzt. Über 65 Arbeiter*innen wurden verhaftet, mehr als 11.600 wurden gekündigt und auf eine Schwarze Liste gesetzt.

 

Bundesregierung und EU müssen aktiv werden

 

Kurzfristig müssen Bundesregierung und EU das Gebäudesicherheitsabkommen in Bangladesch stärken und dessen intensive Fortsetzung fordern. Die Repression gegen Arbeiterinnen und Arbeiter muss aufhören. Das deutsche Bündnis für nachhaltige Textilien muss diese Anstrengungen wesentlich aktiver vorantreiben.

Langfristig ist eine verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflicht der Modemarken und -händler entlang ihrer Lieferketten das Gebot der Stunde. Mehr einklagbare Abkommen und Gesetze zur menschenrechtlichen Verantwortung der Modehändler entlang ihrer Lieferketten müssen her, keine Siegel und Zertifikate.

 

Quelle und mehr Infos: https://cleanclothes.org/safety/protect-progress

Pressekontakt:

Artemisa Ljarja, Clean Clothes Campaign,
artemisa.ljarja@einewelt-sachsen.de, +49 178 823 30 79
Christie Miedema, Clean Clothes Campaign, christie@cleanclothes.org,
+31 6 42060638 or + 31-20-4122785                     

Freiwillige Standards reichen nicht aus

QUELLE: Original-ARtikel Von Caspar Dohmen, vom 23.04.2019 in Deutschlandfunk

24. April 2013, die Stadt Sabhar in Bangladesch: Wo am Vortag das achtstöckige Fabrikgebäude Rana Plaza stand, türmt sich ein Berg aus Schutt, Stoffresten und Leichen. Rettungskräfte suchen Überlebende. Angehörige trauern.

1.136 Menschen starben, mehr als 2.000 wurden verletzt. Sandra Dusch Silva von der Kampagne für saubere Kleidung reagiert fassungslos – auch wegen der Vorgeschichte: „Man konfrontiert Unternehmen damit, dass es da Probleme gibt, man macht Studien dazu, man schickt sie, man hat Gespräche und es ändert sich nichts.“

 

In den Trümmern fanden sich die Label bekannter Marken. Primark, Benetton, Mango, C&A, KiK und andere hatten dort fertigen lassen. Das Unglück katapultierte die Frage nach der Verantwortung von Unternehmen und Käufern aus dem globalen Norden für die Missstände in Fabriken des globalen Südens auf die internationale Tagesordnung: Unterdurchschnittliche Löhne, lange Arbeitstage, ein ungeschützter Umgang mit giftigen Chemikalien, fehlender Brandschutz.

 

Dieser umfangreiche Artikel thematisiert:

 

Freiwilliges Textilbündnis soll Reformen umsetzen

Keine sehr hohen Standards

Ausbeuterische Verhältnisse wie im 19. Jahrhundert

Verstärkte Kontrollen erst nach dem Rana-Plaza-Unglück

Situation der Näherinnen und Näher hat sich verschlechtert

Südindien: Archaische Verhältnisse in Spinnereien

Existenzsichernde Löhne als Ziel

Initiative für Tarifverträge in den Produktionsländern

Mehr Unternehmen müssten mitmachen

Kritik am Metasiegel „Grüner Knopf“

Deutschland hängt bei gesetzlichen Regelungen hinterher

 

 

Hier geht es zum vollständigen Artikel, absolut lesenswert.