next-gen-material reports

Die Material Innovation Initiative hat die faszinierende Welt der Next-Gen-Materialien in verschiedenen Reports eindrucksvoll illustriert! Die Next-Gen Materialien setzen auf alternative Rohstoffe, um Emissionen zu reduzieren und negativen Auswirkungen auf das Tierwohl vorzubeugen. Neben neuartigen Produkten und Materialien bieten die Reports einen Einblick in wegweisende Kollaborationen und stellen wichtige Innovatoren aus den diversen Faserbereichen vor. Ein weiteres Highlight ist das aufschlussreiche Detail-Wissen zum Thema Next-Gen-Silk.

Uns haben die Optionen für Materialien der nächsten Generation und die inspirierenden Kollaborationen sehr neugierig gemacht, so dass wir für Sie einen Blick in diese vorliegenden Berichte  und Bewegungen geworfen haben.

 

 

Bildquelle: Pexels

Die Material Innovation Initiative (MII) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich darauf spezialisiert hat, umweltfreundliche und tierfreie Materialinnovationen in der Mode- Automobil- und Haushaltswarenindustrie voranzubringen. Mit einem Fokus auf Forschung und Vernetzung ist sie Wissenspartner für Unternehmen, die im Feld nachhaltiger textiler Materialien aktiv sind. 

 

Was bedeutet "Next-Gen-Materialien"?

Konventionelle Materialien wie Leder, Pelz, Seide, Wolle, Daunen und Felle in der Mode- Haushaltswaren und Automobilindustrie sind weit verbreitete Rohstoffe, die alle einen hohen ökologischen und sozialen Impact haben.

Diese Next-Gen-Materialien zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus reichlich vorhandenen, erneuerbaren und ungiftigen Quellen wie Pflanzen, Algen, landwirtschaftlichen Abfällen, Pilzen, Mikroben, eingefangenem CO2 und recyceltem Kunststoff gewonnen werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Materialien reduzieren sie das Treibhauspotenzial um mehr als 90 Prozent und tragen so zum Schutz der Umwelt bei. Zudem haben sie das Potenzial, Millionen von Tieren vor unnötigem Leid zu bewahren. Für ihre Herstellung, Gebrauch und Entsorgung werden keine schädlichen Chemikalien verwendet, und ihre Lieferketten und Praktiken sind auf Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit ausgerichtet.

Beispiele für Next-Gen Materialien sind „Pflanzen, Myzel (Wurzelstruktur von Pilzarten), kultivierte tierische Zellen, mikrobiell gewonnem Material, recyceltem Material oder Mischungen“ hergestellt werden.

MII kritisiert primär die Umwelteinflüsse, die von tierischen Produkten ausgehen (Quelle: Pexels)

Brand Engagement with Next-Gen Materials 2023 Report

Im Jahr 2023 wurden weltweit über 380 Kooperationen zwischen aufstrebenden Next-Gen-Unternehmen und Branchenriesen in den Bereichen Mode, Haushaltswaren und Automobilwesen verzeichnet, so der aktuelle Bericht.

 

Mit dem Brand Engagement with Next-Gen Materials 2023 Report veröffentlich die Organisation einen Überblick über die Marken und produzierenden Innovatoren, die in verschiedenen Faserbereichen aktiv sind. Dafür wurden Produkte und Kollaborationen von Next-Gen Innovatoren gesammelt, die Teil der Innovator Master List von MII sind. Die steigende Anzahl an Kooperationen verdeutlicht das wachsende Interesse der Marken an diesen neuen nachhaltigen Materialien. Große Modemarken wie Gucci, Stella McCartney, Ganni und Tory Burch sind führend bei der Einführung von pflanzlichen und im Labor gezüchteten Alternativen zu Leder, Seide, Kaschmir, Wolle, Daunen und Pelz.

 

Thomasine Dolan Dow, Director of Materials Innovation & Design bei MII, beschreibt einleitend, dass „immer mehr Unternehmen Werkstätten der nächsten Generation eröffnen und Produktionsaufträge annehmen“.  Es gebe eine „explosionsartige Zunahme von Kooperationen zwischen Innovatoren, die mit großen und kleinen Marken auf der ganzen Welt zusammenarbeiten“.

 

Viele Materialien der nächsten Generation bieten den Vorteil, die weit verbreiteten Probleme im Bereich der Menschenrechte und die unzureichend geregelten Tierschutzstandards in den Entwicklungsländern, einschließlich Wasserverbrauch, Verlust der biologischen Vielfalt, Eutrophierung und Treibhausgasemissionen zu umgehen. Diese innovativen Materialien sind darauf ausgelegt, ihren ökologischen Fußabdruck im Vergleich zu herkömmlichen Alternativen erheblich zu verringern. Durch fortschrittliche Herstellungstechniken, nachhaltige Beschaffung und verbesserte Konzepte zur Abfallwirtschaft sollen diese Materialien den Ressourcenverbrauch minimieren und die Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren.

 

 

Der Bericht ist nach Produktkategorien gegliedert: Outerwear, Apparel, Accessories, Bags, Footwear, Home und Automotive, denen jeweils Next-Gen Materials zugeordnet werden. Der Report listet sowohl Unternehmen auf, die sich durch Kooperationen mit dem Fokus Next-Gen Materials auszeichnen, als auch Next-Gen Innovatoren, die durch innovative Materialentwicklungen auf sich aufmerksam machen.

Exemplarische Nex-gen-materialien

Lederersatz

Als eine zentrale Kollaboration wird, die zwischen der amerikanischen Designerin Tory Burch und dem Biotechnologieunternehmen Modern Meadow bezeichnet. Aus ihr gehen die „Ella Bio Tote“ Taschen der Designerin hervor, die aus dem innovativen Lederersatzprodukt Bio-Alloy von Modern Meadow hergestellt werden. Das Material beinhaltet biobasierte Polymere und Proteine und zeichnet sich durch eine weiche Haptik, Robustheit und eine große verfügbare Farbvariation aus.  

 

Seidenersatz

Begeistert zeigen sich die Autoren des Reports von der Circ x Mara Hoffman Kollaboration, aus der ein kreislauffähiges Luxusabendkleid aus Seidenimitat hervorgegangen ist. Es besteht aus Circ-Lyocell-Faser, mit einem Anteil von 50% recyceltem Fasermaterial. Am Ende des Lebenszyklus kann es an das produzierende Unternehmen Circ zurückgeschickt werden. Dort wird es in einem speziellen low-impact Verfahren des Innovators recycelt. Details zur Herstellung und dem Abfallfußabdruck des Kleides werden Konsumenten über einen eingenähten QR-Code, der auf Zuschnitt Reste gedruckt ist zugänglich gemacht.

 

What makes Silk, Silk?

Wir wollen ein Next-Gen-Material fokussiert betrachten und in die Welt der Next-Gen-Seide eintauchen. Basis dafür bietet der Report „What Makes Silk, Silk?“ der Material Innovation Initiative. Der Bedarf für Next-Gen-Seide wird im Report mit dem „großen ökologischen Fußabdruck von Seide, Menschenrechtsverletzungen und Bedenken hinsichtlich des Tierschutzes“ begründet. Erklärtes Ziel ist es, diese negativen Auswirkungen zu reduzieren und dabei die positiven Eigenschafften der Seide zu erhalten.

 

Leitende Fragen im Report 

  • Was macht Seide so besonders? 
  • Wie machen Zusammensetzung, Struktur, Eigenschaften und Leistung von Seide sie zu der luxuriösen Faser, die wir heute kennen? 
  • Wie können wir Seide imitieren oder nachbilden, ohne Tiere oder Petrochemikalien zu verwenden? 
  • Was sind die größten Herausforderungen und Chancen bei der Entwicklung von Seide der nächsten Generation? 
  • Gibt es bereits erfolgreiche innovative Unternehmen, die Seide der nächsten Generation herstellen?

Faszination Seide (Quelle: Pexels)

Next-Gen-Seide

In Seidenimitaten sehen die Verfasser das große Potential positive Eigenschaften der Seide zu verstärken. Dafür sollen der ökologische Fußabdruck reduziert, die UV-Beständigkeit erhöht und die Tendenz zur elektrostatischen Aufladung reduziert werden und dabei qualitativ hochwertige und nachhaltige Seidenmaterialien zu entwickeln. Gleichzeitig werden bereits einleitend eine Vielzahl von Innovativen Produzenten, die in diesem Bereich aktiv sind, vorgestellt. Unter ihnen das Unternehmen Circ, AMSilk, Lenzing und viele weitere. In Kurzprofilen werden im Report ihre innovativen Faseralternativen beleuchtet. 

Das österreichische Unternehmen Lenzing hat mit EcoVero ™ ein viel genutztes seidenähnliches Viskoseprodukt kreiert, das biologisch abbaubar ist und das aus nachhaltig geerntetem Zellstoff gewonnen wird. Der Wasserverbrauch und die Kohlenstoffemissionen soll im Vergleich zu herkömmlicher Viskose mit 50% geringer sein. 

 

Der „Brand Engagement with Next-Gen Materials 2023 Report“ von MII bietet Akteuren aus der Industrie einen weiten Überblick über die aktuell aus Next-Gen-Materialien produzierten Produkte. Besonders ist dabei, dass die Produkte in ihren Produktgruppen gegliedert und mit ihrem Kollaborationspartnern aus Marke und produzierendem Unternehmen präsentiert werden. Mit dem „What makes Silk, Silk?“ erfolgt eine fundierte Information zum Thema Seide, die durch relevante Innovationstreiber ergänzt wird. So erschließt sich für interessierte Unternehmen mithilfe der MII Reports ein direkter Überblick über mögliche Produkte und produzierende Einheiten mit dem notwendigen Know-how.

Erwartungen für 2024

Für das Jahr 2024 werden weitere Fortschritte erwartet, da viele Innovatoren mittlerweile einen kommerziellen Maßstab erreicht haben und die Zusammenarbeit mit Lieferanten von Next-Gen-Materialien möglich ist. Das kürzlich veröffentlichte „Next-Gen Materials Lookbook“ der Material Innovation Initiative zeigt neue Produkteinführungen für 2024, die auf der Verwendung von Leder, Seide, Wolle, Daunen und Pelzalternativen der nächsten Generation basieren.

 

In diesem Bericht stellt MII weitere 16 Kooperationen mit innovativen Materialien der nächsten Generation vor, darunter Modern Meadow, Circ, Ponda und MycoWorks. Globale Marken wie BMW, Reformation und Stone Island haben neue Produkte aus Leder, Seide, Wolle und Pelzalternativen der nächsten Generation vorgestellt.

Mit zunehmenden Möglichkeiten, gesteigerter Transparenz und sinkenden Kosten ist zu erwarten, dass der Einsatz von Next-Gen-Materialien in der Modebranche bis 2024 und darüber hinaus weiter zunehmen wird. Marken streben danach, die Bedürfnisse der Verbraucher zu erfüllen und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsbemühungen durch innovative Materialien und Lieferketten zu unterstreichen.

 

Hier ein paar beispielhafte Kollabortionen und Material-Highlights:

  • Patrick McDowell verwendet für seine Kollektion "Orpheus Ball" (A/W '24) TENCEL™ LUXE von Lenzing, um von Orchestern inspirierte Designs zu entwerfen.
  • BioFluff's pflanzlicher Savian Pelz wurde in einem übergroßen Pullover verwendet, zusammen mit Ponda's Watte
  • Reformation hat zusammen mit der Aktivistin Monica Lewinsky und Vote.org eine neue Kollektion von Workwear-Essentials als Teil ihrer Wahlkampagne "You've Got the Power" herausgebracht, das meiste besteht aus TENCEL™ Lyocell von Lenzing.
  • BMW bietet ein komplett veganes Interieur für sein neues, rein elektrisches Modell BMW i5 Touring an. Das Auto ist mit dem firmeneigenen Veganza-Material aus recyceltem Pflanzenmaterial gepolstert und soll im Mai in Europa und im Juni für den Rest der Welt auf den Markt kommen.
  • Gucci setzt auf Next-Gen-Leder
  • Stella McCartney präsentiert Next-Gen Innovator:innen
  • Mara Hoffman stellt ‘Dress of the Future’ vor
  • Tory Burch upcycelt Kulttasche

Quellen:

https://materialinnovation.org/about-us/

https://materialinnovation.org/reports/next-gen-materials-lookbook-february-2024/

https://materialinnovation.org/wp-content/uploads/Brand-Engagement-Report-2023.pdf

https://materialinnovation.org/wp-content/uploads/MIC-23-Report-230127-1.pdf

https://fashionunited.de/nachrichten/mode/bericht-marken-setzen-auf-next-gen-materialien/2024022955457

https://www.harpersbazaar.com/fashion/designers/a45549603/mara-hoffman-dress-circ-partnership/

https://www.bio-sourced.com/bio-alloy/

https://materialinnovation.org/wp-content/uploads/MII-Silk-Report-2023-Revisted.pdf

 

Übersetzt aus dem Englischen