Pünktlich zur neuen Journalausgabe endet die erste Konsultationsphase für den neuen Global Responsible Textile Standard (GRTS). Aufbauend auf den bewährten und anspruchsvollen GOTS-Prinzipien, ermöglicht der neue Standard das Ausweiten verantwortungsvolle Praktiken auf weitere Fasertypen und Geschäftsmodelle.
Nach fast 20 Jahren klarer Ausrichtung auf ökologische Fasermaterialien mit dem GOTS, markiert der GRTS eine Zeitenwende für die Global Standard gGmbH. Wir haben zentrale Neuerungen aus den aktuellen Draft- Dokumenten zusammengestellt.
Erklärtes Ziel des neuen Standards ist es Wertschöpfungsketten positiv zu verändern und auf Markterwartungen einzugehen. Rahul Bhajekar und Claudia Kersten, das Geschäftsführer-Doppelspitze von Global Standard erläutern zum GRTS:
"Diese Erweiterung des Portfolios von Global Standard ermöglicht es uns, minimale Gebühren in unserer gemeinnützigen Einrichtung beizubehalten, da wir uns dafür einsetzen, zusätzliche Belastungen für die Nachhaltigkeitsmaßnahmen der Industrie zu vermeiden. Einerseits dient das GOTS-Rahmenwerk nun als Grundlage für eine breitere Anwendung, andererseits ist es weiterhin der führende freiwillige Nachhaltigkeitsstandard im Bio-Textilsektor.“
Die Konsultationsphase, als Teil der transparenten Standardentwicklung, unter Miteinbeziehung der Interessengruppen stellt ein Kernstück der glaubwürdigen Standardentwicklung nach ISEAL dar. Die ISEAL Alliance bringt über 400 Nachhaltigkeitssiegel auf den Prüfstand und definiert mit zehn klaren Grundsätzen, was ein glaubwürdiges Öko-Label ausmacht – von Transparenz über Relevanz bis hin zu messbarer Wirkung. Ziel ist es, Standardsysteme zu stärken, die tatsächlich soziale, ökologische und wirtschaftliche Verbesserungen entlang der Lieferketten bewirken.
Entdecken Sie die Grundsätze im ISEAL System in den Grundlagen unserer it fits Labelschule: Identifizierung glaubwürdiger Öko-Siegel.
Beim ersten Blick in den Draft, wird bereits visuell deutlich, wie nah der neue Standard an den GOTS angegliedert ist – mit puristischem Design a la GOTS, wartet auch der GRTS auf. Zahlreiche Verweise auf den zukünftigen GOTS 8.0 – der sich zuletzt selbst in der Revision und damit im Wandel befindet- unterstreicht die enge Verknüpfung. Spätestens im Scope (Geltungsbereich) wird klar – ohne GOTS kein GRTS.
Denn die Verarbeitung, Herstellung, Verpackung, Etikettierung und der Handel mit zertifizierten Waren setzt neben dem GRTS Scope -Zertifizierung auch die nach dem GOTS voraus.
GOTS – Nutzern dürfte noch so einiges im neuen Standard bekannt vorkommen. Wenig verwunderlich, denn der GRTS baut auf eine Reihe der etablierte GOTS Kriterien auf:
Für alle, die Ihr Wissen rund um den aktuell GOTS als Basis auffrischen wollen, können wir unserer GOTS-Labelportrait in der it fits Labelschule empfehlen, hier ist Ihnen einen strukturierter und fundierter Überblick zum GOTS und weiteren branchenrelevanten Standards garantiert.
Laut Standarddokument sollen mit dem neuen Standard verantwortungsvoll erzeugte Fasern, Garne, Stoffe, Kleidung, Heimtextilien und Textilien mit Lebensmittelkontakt zertifizierbar sein.
Wie beim GOTS werden Anforderungen im Rahmen der Zertifizierung an Produzenten, Hersteller, B2B-Unternehmen sowie an die in der Verarbeitung eingesetzten Chemikalien gestellt. Dabei gelten dieselben Anforderungen wie beim GOTS-Standard, jedoch mit angepasster Auslegung je nach Faserart in den ersten Verarbeitungsstufen:
Neuer Möglichkeiten in Sachen Fasermaterial, Bildquelle: Pexels
Voraussetzung für die GRTS-Zertifizierung sind Fasermaterialien, die die folgenden Kriterien erfüllen (GRTS -V.10 Draft):
Hier zeigt sich, dass durch das Wahren von GOTS-Grundprinzipien wie Separation, Segregation und die Zertifizierung im 3-Parteiensystem starke Parallelen bestehen, die im zugehörigen MANUAL ausgeführt werden.
Da für regenerierte Cellulosefasern wie Lyocell kein eigener Standard mit unabhängiger Drittzertifizierung existiert, erlaubt GRTS eine alternative Anerkennung auf Basis definierter Nachhaltigkeitskriterien. Die Konformität wird durch zugelassene Zertifizierungsstellen dokumentenbasiert geprüft, etwa mittels Herkunftsnachweisen oder ISO-Zertifikaten.
Regenerierte Cellulosefasern müssen aus nachhaltig gewonnenem, nicht gentechnisch verändertem Rohmaterial ohne HHPs hergestellt werden. Die Produktion hat in geschlossenen Kreisläufen mit ungiftigen Chemikalien zu erfolgen und kann z. B. durch ISO 14001 belegt werden.
Darüber hinaus muss der Zelluloseeinsatz FSC- oder PEFC-zertifiziert und gentechnikfrei sein, um eine nachhaltige und umweltverträgliche Herkunft zu gewährleisten.
Für Biopolymere gilt, dass sie international anerkannt, biologisch abbaubar sei müssen, aus nicht-GVO-Rohstoffen stammen und bei der Biosynthese gentechnikfreie Mikroorganismen benützt werden.
Ein Kernthema der Zertifizierung stellt die erlaubte Faserzusammensetzung, dar, die insbesondere bei funktionalen Textilien bislang mitunter Kopfzerbrechen beschwert hat. Der GRTS erlaubt die folgenden Zusammensetzungen:
Nicht erlaubt sind Fasern aus Projekten mit systematischen Verstößen gegen ILO-Kernarbeitsnormen, Landraub oder Umweltzerstörung (z. B. Entwaldung, Tierwohlverletzungen wie Mulesing). Für Fasern aus Hochrisikogebieten in Bezug auf Menschenrechte sind zusätzliche Maßnahmen wie Sozialaudits erforderlich. Alle eingesetzten Fasern müssen rückverfolgbar sein und über das Global Fibre Registry erfasst werden.
Eine detaillierte Liste anerkannter Standards für Fasern aus dem Manual (Bildquelle GRTS Manual 1.0):
Folgende Fasertypen sind gemäß GRTS als nicht zulässig eingestuft: konventionelle Baumwolle (neu, recycelt oder GVO-frei), konventionelles Angora, Mulesing-Wolle, Virgin-Polyester, Acryl, Asbest-, Carbon- und Silberfasern sowie alle anderen Fasern, die nicht ausdrücklich erlaubt sind.
Wir begrüßen, dass mit dem angedockten GRTS die Fasermöglichkeiten des GOTS auf Basis des bewährten Systems erweitert werden. Aus unsere Beratungsexpertise rund um den GOTS und dessen Implementierung ist uns bekannt, wie herausfordernd die prozentual Faseranteile insbesondere für Kunden mit Produkten im funktionalen Bereich sein können.
Das bereits akkreditierte Zertifizierungsstellen keine weitere Akkreditierung durchlaufen müssen heißen wir ebenfalls als pragmatische Herangehensweise willkommen. Damit sind sie in der Lage GRTS-Betriebszertifikate, an bereits GOTS zertifizierte Unternehmen nach einer entsprechenden Verifizierung auszustellen.
Weiterhin ist Global Standards anhaltende Orientierung an der globalen und europäischen Regularien Landschaft und deren Einbindung in die Standardentwicklung nah an den Unternehmen und ihrer Rahmenbedingungen orientiert.
Wir halten Sie über alle Entwicklungen rund um den neuen Standard auf dem Laufenden.
Quellen:
GLOBAL RESPONSIBLE TEXTILE STANDARD (GRTS) Draft Version 1.0
it fits - Katharina Schaus
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