Aktuelle Standardversion GOTS 7.0, ab März 2024 gültig
Überarbeitung im drei Jahres Rhythmus
Institutionelles, unabhängiges Nachhaltigkeits-Label
Typ A (gesamte Produktionskette),
Typ I (unabhängige Inspektion und Zertifizierung)
Firmen- und Produktzertifizierung und Warenflusszertifizierung
× Fasererzeugung
ü Textilverarbeitung
ü Fertigung
ü Vertrieb/ Handel
× Kreislaufwirtschaft
2006 Gegründet, Label seit 2008
14.676 Zertifizierte Einrichtungen in 89 Länder
25 Zertifizierungsstellen (Stand 2023)
Inhaber und Herausgeber des GOTS ist die Global Standard gGmbH (eine gemeinnützige Organisation), hinter der vier Organisationen stehen: International Association of Natural Textile Industry (IVN), Soil Association (SA), Organic Trade Association (OTA), Japan Organic Cotton Association (JOCA).
24 akkreditierte Zertifizierer:
AGRICERT – CERTIFICAÇÃO DE PRODUTOS ALIMENTARES LDA., APCER - ASSOCIAÇÃO PORTUGUESA DE CERTIFICAÇÃO,Bureau Veritas Consumer Products Services Inc., CCPB Srl, CERES GmbH, Control Union Certifications b.v., CLEAN GLOBE INTERNATIONAL (PTY) LTD.,Control Union Gozetim ve Belgelendirme Ltd. Sti., CTV Certificacao de Texteis e de Vestuario, CU Inspections and Certifications India Pvt. Ltd., Ecocert Greenlife, ETKO Ekolojik Tarim Kontrol Organizasyonu Ltd. Sti., EUROFINS TEXTILE TESTING SPAIN, S.L.U., GCL International Ltd., GSCS International Ltd., ICEA Certifica - Istituto per la Certificazione Etica ed Ambientale, IDFL Laboratory and Institute Inc., Intertek Testing Services NA. Inc., Kaixin Certification (Beijing) Co. Ltd, Kiwa BCS Öko-Garantie GmbH, OIA Organizacion Internacional Agropecuaria S.A., Oregon Tilth Inc., Soil Association Certification, TÜV Rheinland (China) Ltd., USB Certification Denetim Gözetim Ve Belgelendirme Hizmetleri Anonim Sirket
Der GOTS gilt als der weltweit führende Verarbeitungsstandard für Textilien aus ökologischen Fasern. Er legt hohe Umweltkriterien entlang der gesamten Lieferkette von Bio-Textilien fest und verlangt auch die Einhaltung sozialer Kriterien. Der GOTS wurde von führenden internationalen Standardsetzern entwickelt, um weltweit anerkannte Anforderungen zu definieren, die den Bio-Status von Textilien sicherstellen - von der Entkörnung als erstem Schritt der Textilverarbeitung über die umwelt- und sozialverträgliche Herstellung bis hin zur Kennzeichnung der Endprodukte. So wird eine glaubwürdige Produktsicherheit für Endverbraucher erzielt. Die GOTS-Zertifizierung stützt sich auf vier charakteristische Merkmale: Bio-Fasern, ökologische und soziale Standards, das Miteinbeziehen alle Verarbeitungsstufen und die Zertifizierung durch Dritte.
Der Standard wird im drei Jahres Rhythmus, durch Stakeholder der Branche in einem Revisionsprozess transparent überarbeitet. Die aktuelle GOTS 7.0 Version ist seit März 2024 gültig. Sie enthält neue Kriterien für die Sorgfaltspflicht, mit der Unternehmen tatsächliche und potenzielle negative Auswirkungen auf Menschenrechte und Umwelt in Geschäftshandlungen berücksichtigen. Dafür werden Unternehmen zur Umsetzung eines sechsstufigen Sorgfaltsprüfungs- Managementsystems mit den Fokuspunkten GOTS-Menschenrechts- und Sozialkriterien, GOTS-Umweltkriterien und ethisches Geschäftsgebaren verpflichtet. Weiterhin müssen im Rahmen der Due Diligence Sorgfaltspflicht Maßnahmen für existenzsichernde Löhne getroffen werden. Darüber hinaus gelten Anforderungen an Umwelt, Gesundheit und Sicherheit auch für Unterauftragnehmer. Die Sozialkriterien im Standard wurden ebenfalls umfangreich überarbeitet. Hier wird die Einhaltung internationaler Menschenrechts Protokolle festgelegt. Darüber hinaus wurden Kriterien bezüglich Diskriminierung, Gewalt und Belästigung angepasst. Zur vorherigen Version gibt es striktere Vorgaben der Kriterien für Bio-Materialien und Materialkompositionen. Der Anteil an recyceltem Fasermaterial, das beigemischt werden darf wurde reduziert, um einhergehenden Problematiken wie Mikroplastik und Qualitätsverlust zu begegnen. Neu ist, dass nun auch recycelte GOTS-Abfälle als Fasermaterial eingebracht werden dürfen.
Geltungsbereich
Regelbereich
Der GOTS definiert anspruchsvollste Kriterien über die gesamte textile Kette. Zertifiziert werden ausschließlich Textilien (Heimtextilien, Bekleidung, Garne, Stoffe, etc.) aus kontrolliert biologisch angebauten Naturfasern. Der Standard regelt die Textilverarbeitung (Entkörnung, Spinnen, Flächenerzeugung, Färben/Drucken, Veredeln), Konfektion, Verpackung, Kennzeichnung, Handel/Vertrieb von Textilien.
Mit dem GOTS ist zunächst eine Betriebszertifizierung verbunden. Produkte dürfen nur mit dem GOTS-Logo gekennzeichnet werden, wenn deren Produktionskette durchgängig gemäß dem GOTS zertifiziert ist. Nur Textilprodukte, die mindestens aus 70% biologisch erzeugten Naturfasern bestehen, können gemäß GOTS zertifiziert werden. Der verbleibende Anteil von 30% kann aus nicht-ökologischen Fasern wie Naturfasern, Regeneratfasern und synthetischen Fasern bestehen. Die zertifizierten Einrichtungen müssen sich zu einem verantwortungsvollen Geschäftsgebaren verpflichten und dieses umsetzen. Dazu gehören ein reglementiertes Chemiekalienmanagement, Umweltkriterien, Menschenrechte, soziale Kriterien, Governance-Kriterien und die Umsetzung des Due-Diligence-Prozess zur Sorgfaltspflicht. Alle eingesetzten chemischen Zusätze, wie z. B. Farbstoffe und Hilfsmittel, müssen bestimmte umweltrelevante und toxikologische Kriterien erfüllen. Beim GOTS stehen Positivlisten zur Verfügung, in denen ca. 38.998 Chemikalien den GOTS-Kriterien entsprechen und zur Verwendung zugelassen sind. Eine funktionelle Abwasserkläranlage ist für alle Betriebsstätten, die im Bereich Nassveredlung tätig sind, vorgeschrieben.
Das GOTS-Label darf nur nach erfolgreicher unabhängiger Zertifizierung verwendet werden und basiert auf einem dualen Qualitätssicherungssystem. Alle involvierten Prozesseinheiten von der Entkörnung bis zur Konfektionierung, sowie alle Handelsstufen müssen unabhängig zertifiziert werden. Es finden jährliche Audits vor Ort statt, bei denen Dokumente geprüft werden. Lediglich zugelassene Zertifizierungsstellen, die gemäß ISO 17065 akkreditiert sind und von der GOTS Working Group nach einem umfassenden Zulassungsverfahren autorisiert wurden, dürfen GOTS-Zertifizierungen und Audits durchführen.
Zertifizierte Unternehmen müssen über ein Produktqualitätshandbuch für das Qualitätsmanagementsystem verfügen, dass sicherstellt, dass die GOTS-Waren den technischen Qualitätsparametern und Rückstandsgrenzwerten entsprechen, die im Handbuch festgelegt sind. Das QMS legt Ziele und Leistungsindikatoren fest und prüft die Qualität der Produktionsmittel, Halbfertigprodukte und Endprodukte. Außerdem enthält es ein Beschwerdemanagementsystem für die Produktqualität, ein internes Auditsystem, die Dokumentation von Korrekturmaßnahmen sowie Überwachung und Risikobewertung. Es werden Rückstandsanalysen bei Fertigprodukte oder Zwischenprodukte (Fasern, Garne, textile Flächen) durchgeführt. Die jeweiligen Schadstoffgrenzwerte sind durch die GOTS-Richtlinien vorgegeben. Auch vom Inspektor werden im Rahmen des Audits Proben entnommen und zur Rückstandsanalyse bei ISO/IEC 17025 -akkreditierten oder nach GLP (mit Erfahrung in der Rückstandsuntersuchung) qualifizierten Laboren beauftragt.
Scope Certificate
Verarbeiter, Hersteller, Händler und Einzelhändler, die in der Lage sind, die relevanten GOTS-Kriterien im Rahmen des entsprechenden Zertifizierungsverfahrens bei einer zugelassenen Zertifizierungsstelle zu erfüllen, erhalten ein Scope Certificate (SC), dass einem Zertifikat auf Betriebsebene entspricht. Das SC listet die Produktkategorien und die damit verbundenen Details auf, die die zertifizierte Einrichtung in Übereinstimmung mit GOTS anbieten kann, sowie die Verarbeitungs-, Herstellungs- und Handelstätigkeiten, die unter den Zertifizierungsumfang fallen. An dieser Stelle werden auch Unterauftragnehmer aufgeführt.
Transaction Certificate
Das Transaction Certifcate, kurz TC (Warenbegleitzertifikat) ermöglicht Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der GOTS-Lieferkette. Das Zertifikat wird von einem GOTS-zugelassenen Zertifizierer ausgestellt, wenn GOTS-zertifizierte Waren die einzelnen Stationen der zertifizierte GOTS-Lieferkette durchlaufen. Dabei wird der Mengenabgleich herangezogen, um die Behauptungen über GOTS-Waren zu überprüfen. Die Etikettierung auf dem Produkt ist obligatorisch für die Ausstellung eines TC für zertifizierte Waren.
Bei der Kennzeichnung zertifizierter Produkte mit dem GOTS-Logo müssen die Anforderungen des Labeling Guide eingehalten werden, welcher auf der GOTS- Website verfügbar ist. Die Logo-Nutzung ist freiwillig. Bei der Verwendung des Labels muss immer der zusätzliche Hinweis zur Labelstufe, der Zertifizierungsorganisation und der Lizenz-Nr. gegeben werden.
Es gibt die folgenden Kennzeichnungsmöglichkeiten:
Labelstufe 1: „kbA/kbT" oder „kbA/kbT in Umstellung" [entspricht: „organic" oder organic - in conversion"]; der Faseranteil muss aus mind. 95% kbA/kbT bzw. aus kbA/kbT in Umstellung vorliegen. Der Restanteil von 5% kann aus nicht kbA/kbT bzw. aus regenerierten und synthetischen Fasern bestehen.
Labelstufe 2: „hergestellt aus x% kbA/kbT -Fasern" oder „hergestellt aus x% kbA/kbT Fasern in Umstellung" [entspricht: „made with x% organic materials" oder „made with x% organic materials in conversion"]; der Faseranteil muss aus mind. 70% kbA/kbT bzw. aus kbA/kbT in Umstellung vorliegen. Der Restanteil von 30% kann aus nicht kbA/kbT bzw. aus regenerierten und synthetischen Fasern bestehen (diese aber nicht mehr als 10% bzw. 25% für Socken, Leggings und Sportbekleidung).
Kombinierte Produkte in Labelstufe 1: kombinierte Produkte mit Komponenten, die den GOTS Anforderungen entsprechen, werden mit "kombiniertes Produkt [Name des Komponenten] nach GOTS zertifiziert ‘kbA/kbT’" bzw. "kombiniertes Produkt [Name des Komponenten] nach GOTS zertifiziert ‘kbA/kbT’ in Umstellung" gekennzeichnet.
Kombinierte Produkte in Labelstufe 2: kombinierte Produkte mit Komponenten, die den GOTS Anforderungen entsprechen, werden mit "kombiniertes Produkt [Name des Komponenten] nach GOTS zertifiziert ‘hergestellt aus x%- Fasern’" bzw. "kombiniertes Produkt [Name des Komponenten] nach GOTS zertifiziert ‘hergestellt aus x% kbA/kbT’ in Umstellung" gekennzeichnet.
Wichtig bei beiden Abstufungen ist, dass der konventionelle Faseranteil nicht aus dem gleichen Rohmaterial wie der Faseranteil aus kbA/kbT bestehen darf. Dadurch wird ein „Blending" ausgeschlossen.
Quelle: https://global-standard.org/de/zertifizierung-und-labelling/labelling
2023 wurden 14.676 Betriebe (+ 8%) in 89 Ländern (+6%) zertifiziert. Die zehn Länder mit den meisten zertifizierten Standorten sind Indien (3.699), China (2.000), die Türkei (1.700), Bangladesch (1.292), Italien (1.218), Deutschland (843), Portugal (692), Pakistan (536), Frankreich (312) und die USA (211).
Quelle: GOTS Annual Report 2023
Die Stärken des GOTS:
Die sehr hohe Anzahl zertifizierter Unternehmen spiegelt die hohe Anerkennung dieses Standards wider. Der GOTS wird von Organisationen wie Greenpeace und Swiss Olympics als Gold-Standard für die Beschaffung von Naturfaserprodukten angesetzt. Der GOTS wird vom Consortium of Green Fashion (CGF) in Indien als beste "Grüne Initiative" ausgezeichnet.
Schwächen des GOTS:
Siegelklarheit: "Sehr gute Wahl" (Das Siegel erfüllt hohe Anforderungen in den Bereichen Glaubwürdigkeit sowie Umweltfreundlichkeit)
Label-Online: „Besonders empfehlenswert“ „ein anspruchsvolles Label, das wesentlich zu ökologischen und sozialen Verbesserungen bei der Herstellung von Textilien beiträgt“
Manual for the Implementation of GOTS 7.0
Conditions for the use of GOTS signs
GOTS Due Diligence Handbook for Certified Entities
Textilsiegel unter der Detoxlupe
Letzte Aktualisierung im Juni 2024
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