GOTS - Global Organic Textile STandarD

Anspruchsvolle ökologische und soziale Kriterien

Standardversion

Der Standard existiert seit 2006, Label seit 2008

Aktuelle Standardversion: GOTS 6.0 von April 2020

Überarbeitung im drei Jahres Rhythmus

Klassifizierung

Institutionelles, unabhängiges Nachhaltigkeits-Label
Typ A (gesamte Produktionskette), Typ I (unabhängige Inspektion und Zertifizierung)

Standardinhaber und Beteiligte

Bildmarke, Logo


Inhaber und Herausgeber des GOTS ist die Global Standard gGmbH (eine gemeinnützige Organisation).

Hinter der Global Standard gGmbH stehen die vier Organisationen: International Associciation Natural Textile Industry (IVN), Soil Association (SA), Organic Trade Association (OTA), Japan Organic Cotton Association (JOCA).

 

16 akkreditierte Zertifizierer:

 

bio.inspecta AG, CCPB Srl, CERES GmbH, Control Union Certifications b.v., Control Union Gozetim ve Belgelendirme Ltd. Sti., CU Inspections and Certifications India Pvt. Ltd., Ecocert Greenlife, ETKO Ekolojik Tarim Kontrol Organizasyonu Ltd Sti, GCL International Ltd., ICEA Istituto per la Certificazione Etica e Ambientalev, Kiwa BCS Öko-Garantie GmbH, OIA Organizacion Internacional Agropecuaria S.A., OneCert International Pvt Ltd, Oregon Tilth Inc., Soil Association Certification, USB Certification Denetim Gözetim Ve Belgelendirme Hizmetleri Ltd. Sti.

 

iitfits - GOTS Logo

Ziel, Hintergrundinformationen

Ziel dieses Standards ist es, Anforderungen zu definieren, um den ökologischen Status von Textilien, angefangen von der Gewinnung textiler Rohfasern über umweltverträgliche und sozial verantwortliche Herstellung bis zur Kennzeichnung der Endprodukte zu gewährleisten und dadurch eine glaubwürdige Produktsicherheit für den Endverbraucher zu erzielen.

Mit dem GOTS ist zunächst eine Betriebszertifizierung verbunden. Produkte dürfen nur mit dem GOTS-Logo gekennzeichnet werden, wenn deren Produktionskette durchgängig gemäß dem GOTS zertifiziert ist. Definiert sind Umwelt- und Sozialkriterien für die gesamte Textillieferkette. Nur Textilprodukte, die mindestens aus 70% biologisch erzeugten Naturfasern bestehen, können gemäß GOTS ("hergestellt aus x% kbA/ kbT-Fasern") zertifiziert werden.  Für die GOTS-Kennzeichnung "kbA" ("organic")  ist ein Anteil von mindestens 95% notwendig. Alle eingesetzten chemischen Zusätze, wie z. B. Farbstoffe und Hilfsmittel, müssen bestimmte umweltrelevante und toxikologische Kriterien erfüllen. Auch für die Verwendung von Accessoires gelten entsprechende Anforderungen. Eine funktionelle Abwasserkläranlage ist für alle Betriebsstätten, die im Bereich Nassveredlung tätig sind, vorgeschrieben. Alle Verarbeitungs- und Handelsbetriebe müssen soziale Mindestkriterien erfüllen.


Der Standard wird im drei Jahres Rhythmus überarbeitet. Die Standardversion 6.0 definiert Kernbestimmungen wie den Mindestanteil zertifizierter Biofasern, generelle Verbote giftiger und schädlicher Chemikalien, konventioneller Baumwolle und originärem Polyester sowie das sozial-verantwortlicher Management-System.

 

Zur vorherigen Version GOTS 5.0 gab es Änderungen im Bereich Chemikalien, Zutaten, Sozialkriterien, Materialzusammensetzung und einige Formulierungen wurden angepasst. So müssen nun beispielsweise zertifizierte Betriebe die Differenz zwischen "existenzsicherem Lohn" (nach anerkannten Berechnungstabellen) und dem tatsächlich gezahlten Löhnen berechnen, dokumentieren und darüber hinaus darauf hinarbeiten, diese Lücke zu schließen. GOTS 6.0. erlaubt keine Ausnahme mehr bei dem Faseranteil von Regenerat- und Sythetikfasern für Socken, Leggins und Sportkleidung. Verpflichtend sind Produktqualitätsstandards für Farbechtheit und Formbeständigkeit. 


Beim GOTS stehen Positivlisten zur Verfügung in denen ca. 25.913 Chemikalien den GOTS-Kriterien entsprechen und zur Verwendung zugelassen sind. Derzeit entstehen ähnliche Positivlisten für den Einsatz von Zutaten/Accessoires.

Geltungsbereich / Regelbereich

Geltungsbereich

  • Textilien (Fasern, Garne, Stoffe)
  • Bekleidung und textile Mode-Accessoires
  • Heimtextilien
  • Matratzen
  • textile Spielzeuge
  • kombinierte Produkte (Kinderwagen mit Stoffanteilen, Korbwagen, Autositze oder Möbel mit textiler Stoffpolsterung,...)
  • nur für Naturfasern aus ökologischem Anbau

 

Regelbereich

Der GOTS definiert anspruchsvollste Kriterien über die gesamte textile Kette. Zertifiziert werden ausschließlich Textilien (Heimtextilien, Bekleidung, Garne, Stoffe, etc.) aus kontrolliert biologisch angebauten Naturfasern. Der Standard regelt die Textilverarbeitung (Entkörnung, Spinnen, Flächenerzeugung, Färben/Drucken, Veredeln), Konfektion, Verpackung, Kennzeichnung, Handel/Vertrieb von Textilien, die zu mindestens aus 70 % Naturfasern aus "kontrolliert biologischem Anbau" (kbA) hergestellt sind. Bei den Kriterien handelt es ich um obligatorische Anforderungen. Es wird zwischen zwei Labelstufen unterschieden.

Absicherungssystem / Konformitätsprüfung

Das GOTS-Label darf nur nach erfolgreicher unabhängiger Zertifizierung verwendet werden. Der GOTS basiert auf einem dualen Qualitätssicherungssystem. Zuerst erfolgt die unabhängige Zertifizierung aller involvierten Prozesseinheiten. Das bedeutet, alle Betriebe von der Entkörnung bis zur Konfektionierung, sowie alle Handelsstufen müssen ein jährliches Audit vor Ort durchführen lassen. Lediglich zugelassene Zertifizierungsstellen, die gemäß ISO 65 akkreditiert sind und von der GOTS Working Group nach einem umfassenden Zulassungsverfahren autorisiert wurden, dürfen GOTS-Zertifizierungen durchführen. Derzeit sind das weltweit 15 zugelassene Zertifizierungsstellen.


Der zweite Teil des Qualitätssicherungssystems beinhaltet Rückstandsanalysen der Fertigprodukte oder Zwischenprodukte (Fasern, Garne, Stoffe). Die jeweiligen Schadstoffgrenzwerte sind durch die Richtlinien vorgegeben. Je nach Risikopotential werden vom Auditor Proben entnommen und die Rückstandsanalyse bei ISO-akkreditierten Labors beauftragt.

Positionierung

2020 wurden 10.388 Betriebe mit über 3 Mio. Menschen, in 72 Ländern zertifiziert. Dies bedeutet einen Anstieg um 34% im Vergleich zum Vorjahr. Die zehn Länder mit den meisten zertifizierten Standorten sind: Indien (2.994), Bangladesch (1.584), Türkei (1.107), China (961), Deutschland (684), Italien (585), Portugal (449), Pakistan (391), USA (167) und Sri Lanka (126). 

 

Gelabelte Produkte werden längst nicht mehr nur von Spezial-Versendern wie Hess Natur oder Waschbär Umweltversand angeboten, sondern bei Händlern wie Rewe, DM-Drogeriemarkt und Discountern wie Aldi, Norma wird man bezüglich GOTS zertifizierter Produkte fündig. Als erster großer Anbieter hatte Walmart in den USA auf den GOTS gesetzt, weshalb sich der GOTS sehr schnell zu einem weltweit anerkannten Standard entwickeln konnte. 

kennzeichnung

Bei der Kennzeichnung zertifizierter Produkte mit dem GOTS-Logo müssen die Anforderungen des Labeling Guide eingehalten werden, welcher auf der GOTS- Website verfügbar ist. Die Logo-Nutzung ist freiwillig. Bei der Verwendung des Labels muss immer der zusätzliche Hinweis zur Labelstufe, der Zertifizierungsorganisation und der Lizenz-Nr. gegeben werden.

 

Es gibt die folgenden Kennzeichnungsmöglichkeiten:

 

Labelstufe 1: „kbA/kbT" oder „kbA/kbT in Umstellung" [entspricht: „organic" oder organic - in conversion"]; der Faseranteil muss aus mind. 95% kbA/kbT bzw. aus kbA/kbT in Umstellung vorliegen. Der Restanteil von 5% kann aus nicht kbA/kbT bzw. aus regenerierten und synthetischen Fasern bestehen.

 

Labelstufe 2: „hergestellt aus x% kbA/kbT -Fasern" oder „hergestellt aus x% kbA/kbT Fasern in Umstellung" [entspricht: „made with x% organic materials" oder „made with x% organic materials in conversion"]; der Faseranteil muss aus mind. 70% kbA/kbT bzw. aus kbA/kbT in Umstellung vorliegen. Der Restanteil von 30% kann aus nicht kbA/kbT bzw. aus regenerierten und synthetischen Fasern bestehen (diese aber nicht mehr als 10% bzw. 25% für Socken, Leggings und Sportbekleidung).

 

Kombinierte Produkte in Labelstufe 1: kombinierte Produkte mit Komponenten, die den GOTS Anforderungen entsprechen, werden mit "kombiniertes Produkt [Name des Komponenten] nach GOTS zertifiziert ‘kbA/kbT’" bzw. "kombiniertes Produkt [Name des Komponenten] nach GOTS zertifiziert ‘kbA/kbT’ in Umstellung" gekennzeichnet.

 

Kombinierte Produkte in Labelstufe 2: kombinierte Produkte mit Komponenten, die den GOTS Anforderungen entsprechen, werden mit "kombiniertes Produkt [Name des Komponenten] nach GOTS zertifiziert ‘hergestellt aus x%- Fasern’" bzw. "kombiniertes Produkt [Name des Komponenten] nach GOTS zertifiziert ‘hergestellt aus x% kbA/kbT’ in Umstellung" gekennzeichnet.

 

Wichtig bei beiden Abstufungen ist, dass der konventionelle Faseranteil nicht aus dem gleichen Rohmaterial wie der Faseranteil aus kbA/kbT bestehen darf. Dadurch wird ein „Blending" ausgeschlossen. 

Anmerkungen

Die Stärken des GOTS:

  • ganzheitlicher Ansatz, Kriterien über die gesamte Wertschöpfungskette
  • anspruchsvolle Kriterien für alle Produktionsstufen
  • GOTS-Positivliste für Chemikalien
  • Sozialkriterien
  • transparente, unabhängige Absicherung im 3-Parteiensystem
  • Duales Absicherungssystem: Produktanalysen, jährliche Inspektionen Vor-Ort, Betriebszertifikate und Warenbegleitzertifikate (Transaction Certificates)
  • Rückverfolgbarkeit der ökologischen Warenströme
  • Stakeholder werden in Standardentwicklung einbezogen (Multi-Stakeholderprozess)
  • weltweite Akzeptanz in Industrie, Handel, NGOs, Regierungen (siehe Beispiel USA, laut H. Ladwig, GF Global Standard GmbH ist auch Großbritannien und Österreich in Abklärungen)
  • erfolgreiche Harmonisierung von diversen Standards (es konnten bisher 8 Standards unter dem GOTS vereint werden)
  • öffentlich zugängliche Richtlinien und Datenbank mit allen zertifizierten Betrieben
  • Das alles sorgt für eine hohe Glaubwürdigkeit
Die sehr hohe Anzahl zertifizierter Unternehmen spiegelt die hohe Anerkennung dieses Standards wider.
Der GOTS wird von Organisationen wie Greenpeace und Swiss Olympics als Gold-Standard für die Beschaffung von Naturfaserprodukten angesetzt. Der GOTS wird vom Consortium of Green Fashion (CGF) in Indien als beste "Grüne Initiative" ausgezeichnet.  

 

Schwächen des GOTS:

  • Bekleidung wird nicht nur aus Naturmaterialien, sondern auch aus Chemiefasern hergestellt. Es stellt sich die Frage, ob der Fokus dennoch auf den Naturfasern im Sinne einer nachhaltigen Bekleidung bleiben soll. Chemiefasern sind beim GOTS bis auf geringe Anteile und unter bestimmten Anforderungen ausgeschlossen. Vor dem Hintergrund, dass Chemiefasern den deutlich größeren Anteil am weltweiten Faserbedarf ausmachen, sollte darüber nachgedacht werden, ob ein Standard auch ökologische Anforderungen an Chemiefaser-Produkten berücksichtigen sollte oder sich bewusst von diesen im Sinne der Ökologie abgrenzen möchte. Berücksichtigt man die Assoziationen der Verbraucher, dann wäre es besser weiterhin die Naturfasern zu fokussieren.
  • Der Ressourcenverbrauch wird auf Basis einer Umwelterklärung und ausgewählter erfasster Daten (zu Energie und Wasser) berücksichtigt, allerdings gibt es noch keine Ambition in Richtung der Ressourceneffizienz weiter zu denken.
  • Ungelöst und unberücksichtigt ist der enorm hohe Ressourcenverbrauch in der Nutzungsphase. Verschiedene Studien belegen (z.B. von Hess Natur, Marks and Spencer), dass der Anteil am Ressourcenverbrauch auf dem Lebensweg eines Textils in der Nutzungsphase über 75 % ausmachen.

Was andere über das Siegel sagen

Siegelklarheit: "Sehr gute Wahl"

"Das Siegel erfüllt hohe Anforderungen in den Bereichen Glaubwürdigkeit sowie Umweltfreundlichkeit"

 

Label-Online: „Besonders empfehlenswert“ nachhaltig

 

Detox-Lupe: Hohes Niveau, für Naturfasern, neuerdings sind Anteile bestimmter Regeneratfasern zulässig. Chemikalienmanagement mit wenigen Schwachpunkten

Relevante Dokumente und Links

Letzte Aktualisierung im September 2021