Step - Sustainable Textile production

Oeko-Tex® Zertifizierungssystem für nachhaltige Textilproduktion

Standardversion

Aktuelle Version: 1. April 2024

 

STeP löste den OEKO-TEX® Standard 1000 im Jahr 2013 ab

Jährliche Überarbeitung

klassifizierung

Staatliches, unabhängiges Nachhaltigkeits-Label

Typ A (gesamte Produktionskette),

Typ I (unabhängige Inspektion und Zertifizierung)

 

Supply Chain Focus

×      Faserproduktion

ü    Textilverarbeitung

ü    Fertigung

ü    Vertrieb/Handel

×      Kreislaufwirtschaft

Fakten

2013 Gegründet

> 1.000 STeP-Zertifikate

Zertifizierte Einrichtungen in > 55 Ländern

 


STANDARDINHABER UND BETEILIGTE

Die internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie (OEKO-TEX®) ist ein Zusammenschluss von unabhängigen Textilforschungs- und Prüfinstituten mit weltweiten Kontaktbüros. Bei den OEKO-TEX® Instituten handelt es sich um akkreditierte, unabhängige Textilprüf- und Forschungsinstitute. Die Mitgliedsinstitute sind für die gemeinschaftliche Entwicklung der Prüfmethoden und Grenzwerte verantwortlich, welche den Produktlabels sowie den Betriebsstätten-Zertifizierungen und dem Chemikalienmanagement-Tool zugrunde liegen. Sie sind berechtigt, die entsprechenden Laborprüfungen bzw. Betriebs-Audits durchzuführen. Derzeit gibt es 17 unabhängige OEKO-TEX Institute in Europa und Japan:

 

 

Aitex - Instituto Tecnológico Textil, Centexbel, Centrocot, Citeve, DTI - Danish Technlogical Institute, Forschungsinstitut für Leder und Kunststoffbahnen (FILK), Hohenstein Textile Testing Institute, IFTH, Innovatext, Institut Wlókiennictwa, MIRTEC S.A., Nissenken Quality Evaluation Center, ÖTI - Institute for Ecology, Technology and Innovation, Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e.V., Shirley Technologies Limited, Swerea IVF, Testex AG - Swiss Textile Testing Institute, Vútch-Chemitex

Bildmarke, Logo


Ziel, Hintergrundinformationen

STeP (Sustainable Textile Production) von OEKO-TEX® ist ein modulares Zertifizierungssystem für Produktionsstätten in der Textil- und Lederindustrie. Ziel von STeP ist es, langfristig umweltschonende Produktionsprozesse zu implementieren, den Arbeitsschutz zu verbessern und sozialverträgliche Arbeitsbedingungen an den Produktionsstandorten zu fördern. Die Zielgruppen für die STeP-Zertifizierung sind Textil- und Lederhersteller entlang der gesamten textilen Kette, sowie Marken und Einzelhändler. Ein besonderer Fokus liegt im Analyse- und Bewertungsverfahren (Scoring) auf den sechs Modulen: Chemikalienmanagement, Umweltleistung, Umweltmanagement, soziale Verantwortung, Qualitätsmanagement, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit.

 

Die STeP-Zertifizierung definiert drei Stufen, die zeigen, inwieweit nachhaltige Produktions- und Arbeitsbedingungen in diesen Modulen umgesetzt sind:

  • Erreichtes Nachhaltigkeits-Level
  • Gesamt-Bewertung
  • Einzel-Bewertung der analysierten Unternehmensbereiche

 

 

Das STeP-Scoring schafft Transparenz, da es die Nachhaltigkeit von Produktionsbetrieben entlang der textilen Wertschöpfungskette über Ländergrenzen und gesetzliche Vorgaben hinweg auf allen relevanten Unternehmensebenen vergleichbar macht, wodurch Optimierungspotenzial identifiziert werden kann.

Neuerungen ab april 2024

  • Betriebe werden zur Reduzierung der Freisetzung von Mikroplastik in Produktionsstätten aufgefordert, dass durch aktive Risikoerkennung und Risikomanagement umgesetzt werden soll.
  • Im Rahmen einer gestärkten Zusammenarbeit mit ZDHC erhalten STeP zertifizierte Unternehmen Rabatte für das ZDHC Supplier to Zero Programm.
  • Erweiterung des Geltungsbereichs: Großwäschereien können ab 2024 ebenfalls STeP zertifiziert werden.
  • Werden Produkte für die Lebensmittelindustrie gefertigt, müssen Häute als Ausgangsprodukte separat gelagert und ausgezeichnet werden.
  • Lohnabzüge müssen schriftlich in Personalakten dokumentiert und Mitarbeitenden gegenüber verständlich kommuniziert werden.
  • Betriebe müssen Strategien zum Erreichen von existenzsichernden Löhnen festlegen, die sich durch erreichbare Ziele auszeichnen.
  • Arbeitnehmervertretungen müssen in Ländern in denen Gewerkschaftsorganisation gesetzlich eingegrenzt sind durch den Betrieb gefördert werden.
  • Risikobewertungen zu Gefahren am Arbeitsplatz müssen regelmäßig durchgeführt werden.

GELTUNGSBEREICH / REGELBEREICH

Geltungsbereich

Jeder Produktionsbetrieb entlang der textilen Kette, Logistikzentren und Großwäschereien können sich, bei Einhaltung der Kriterien aus den Modulbereichen, nach STeP zertifizieren lassen:

 

Textilindustrie:

  • Trocken- und Nassspinnereien
  • Weberei, Strickerei und verwandte Prozesse
  • Textilveredlung und Textildruck
  • Konfektionierung von Textilien
  • Fertigung von Zubehör
  • Herstellung von Schaumstoff und Matratzen
  • Logistikzentren nur für Textilien und deren Zubehörteile

Lederindustrie:

  • Wasserwerkstatt
  • Gerbung
  • Nachgerbung, Färben, Fettung
  • Lederzurichtung
  • Konfektionierung von Lederprodukten
  • Fertigen von Zubehör
  • Logistikzentrum für Lederprodukte

 

Die Zertifizierung einzelner Bereiche in mehrstufigen Betrieben (z.B. nur Veredelung) ist ebenfalls möglich, sofern der betroffene Bereich klar identifiziert ist.

Regelbereich

Das Konzept hinter STeP ist eine ganzheitliche Analyse und Bewertung der folgenden Anforderungsbereiche bzw. Scoring-Module: Chemikalienmanagement, Umweltleistung, Umweltmanagement, soziale Verantwortung, Qualitätsmanagement, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit. 

Diese sechs Einzelmodule werden im Rahmen der STeP-Zertifizierung anhand eines Scoring-Systems einzeln ausgewertet. Der Gesamt-Scoring-Wert einer Betriebsstätte ergibt sich anschließend aus dem Mittelwert aller Modul-Scores. Unternehmen erhalten diese Informationen in Form eines STeP Berichts, der auch das Experten-Audit enthält.

 

Level 1 = Einhaltung der Vorgaben der Einstiegsstufe

Level 2 = Gute Umsetzung mit weiterem Optimierungspotenzial

 

Level 3 = Vorbildliche Umsetzung im Sinne eines Best-Practice-Beispiels

ABSICHERUNGSSYSTEM / KONFORMITÄTSPRÜFUNG

Die STeP-Zertifizierung führt die Internationale OEKO-TEX® Gemeinschaft mit Ihren 18 Mitgliedsinstituten und Kontaktbüros in über 60 Ländern durch, wobei es sich um akkreditierte, unabhängige Textilprüf- und Forschungsinstitute handelt. Das Absicherungssystem besteht aus einem Assessment, Scoring, Audit und Kontrollen. 

 

Assessment: Um die Nachhaltigkeit von Produktionsbetrieben angemessen beurteilen zu können, sammelt OEKO-TEX® zahlreiche Daten und Kenngrößen vom Unternehmen. Nach Kontaktaufnahme bzw. Antragstellung bei einem OEKO-TEX® Institut erhalten die Firmen die dafür notwendigen Zugangsdaten und können ihre Angaben in einen Online-Fragebogen eintragen und an das Institut senden. Nach der Bewertung der Daten erhält der Antragsteller einen ausführlichen Bericht über das Assessment-Ergebnis  

Interessierte Unternehmen können selbst entscheiden, ob sie das Assessment für rein interne Zwecke einsetzen (beispielsweise um einen Status Quo ihres nachhaltigen Engagements zu ermitteln), oder ob sie es als Zertifizierungsprozess durchführen, um sich nach STeP auszeichnen zu lassen.  

 

Audit: Die Überprüfung erfolgt in Form einer Auditierung des Produktionsbetriebs durch das betreuende OEKO-TEX® Institut. Ein OEKO-TEX® Auditor besucht den Produktionsbetrieb vor Ort und überprüft die Angaben aus dem elektronischen Fragebogen. OEKO-TEX® erstellt einen ausführlichen Bericht über die Audit-Ergebnisse und stellt bei Erfüllung der geforderten Kriterien ein STeP-Zertifikat an das antragstellende Unternehmen aus. Anschließend ist das Unternehmen berechtigt, seine STeP-Zertifizierung nach außen zu kommunizieren und damit zu werben.  

 

Kontrollen: Zusätzlich zu den routinemäßigen Audits im Rahmen der STeP-Erstzertifizierung und -Verlängerung führt OEKO-TEX® sowohl Zwischen-Audits (Compliance Audits) als auch unangekündigte Firmen-Audits durch, um die Einhaltung der geforderten Kriterien nach der Zertifikatsausstellung in den Produktionsbetrieben vor Ort zu kontrollieren. 

 

Ein STeP-Zertifikat ist drei Jahre lang gültig und kann danach beliebig oft verlängert werden. 

Kennzeichnung

STeP ist im Gegensatz zu anderen „Siegeln“ eine Betriebszertifizierung und keine Produktzertifizierung. Das STeP by OEKO-TEX® Label darf also nicht zur Kennzeichnung von Produkten genutzt werden, sondern kann lediglich in der B2B-Kommunikation verwendet werden. Darüber hinaus darf das OEKO-TEX STeP Label auf Marketing-Materialien oder auf Social Media verwendet werden, um das zertifizierte Unternehmen zu bewerben.

Alle OEKO-TEX-Etiketten müssen die folgenden Elemente enthalten und den Kriterien des OEKO-TEX® Labelling Leitfadens entsprechen.

a.    OEKO-TEX Produktmarkenlogo

b.    Informationen zur Rückverfolgbarkeit

(Prüfinstitut + Labelnummer oder QR-Code)

 

Durch den modularen Aufbau der Etiketten können zusätzliche Informationen angebracht werden:

c.     Prüfinstitut, wenn bereits ein QR-Code angegeben ist

d.    Labelnummer, wenn bereits ein QR-Code angegeben ist

e.    QR-Code, wenn die Labelnummer bereits angezeigt wird

f.      OEKO-TEX® Website

 

 

Nur wenn Produkte nach STANDARD 100 by OEKO-TEX® zertifiziert sind und darüber hinaus gemäß OEKO-TEX® Richtlinien in STeP-zertifizierten Produktionsstätten hergestellt wurden, kann das OEKO-TEX® MADE IN GREEN Verbraucherlabel für Produkte genutzt werden. Das Produktlabel kann auf Produkten und Marketingmaterialien angebracht werden, z.B. Hangtags, Produktseiten in Online-Shops, Produktflyer oder Produktverpackungen. Für ein MADE IN GREEN Labeling müssen alle Komponenten eines Produkts zertifiziert sein. Anhand eines QR-Codes können Produkte zurückverfolgt werden. Es werden Informationen über Produktionsbetriebe, Produktionsstufe und die Länder der jeweiligen Fertigung geliefert. 

Marktpositionierung

Derzeit sind 1000 Betriebe weltweit, in über 55 Ländern nach dem STeP zertifiziert (2023).

 

Datenbank zertifizierter Betriebe/Produkte 

Anmerkungen

Stärken

Der SteP by Oeko-Tex ist ein anspruchsvoller Standard, der umfassende ökologische und soziale Anforderungen definiert, die über die gesamte Wertschöpfungskette reichen. Damit fällt dieser Standard eindeutig in die Kategorie „Nachhaltigkeitslabel“. Anwendbar ist er für alle Faserarten und Ledermaterialien. Besonders stark ist der Standard im Bereich Umweltvorschriften aufgestellt, hier zeichnet er sich durch strikte Chemiekalienvorschriften und Vorgaben bezüglich Wassermanagement, Klimaschutz, Energieverbrauch und Emissionen aus. Mithilfe des Standards können Unternehmen Produktionsprozesse und Umwelteinflüsse analysieren, bewerten und Maßnahmen für positive Entwicklungen ergreifen, um ihren Impact zu reduzieren. Im Feld soziale Verantwortung liegen Fokuspunkte in den Themenfeldern Menschenrechte, existenzsichernde Löhne, Arbeitsrecht und Arbeitsbedingungen.

 

Schwächen

Zeichengeber, Zeichennehmer und Prüfer sind rechtlich / wirtschaftlich nicht ausreichend voneinander unabhängig, da die Organisation, die das Siegel vergibt, auch selbst die Kontrollen durchführt. Somit weist der STeP in Punkto Unabhängigkeit Schwächen auf. Für die Audits werden auch externe Zertifizierungen akzeptiert, diese sind aber nicht zwingend vorgeschrieben und es wäre zu hinterfragen, wie diese Anerkennung genau aussieht. 

Weitere Potentiale zeigen sich in Themenfeldern wie der Förderung von Kreislaufwirtschaft.

WAS ANDERE ÜBER DAS SIEGEL SAGEN

 Label-Online, Feb. 2019: Empfehlenswert nachhaltig, Abstriche in punkto Unabhängigkeit 

"Es handelt sich um ein anspruchsvolles Label, das wesentlich zu ökologischen und sozialen Verbesserungen bei der Herstellung von Textilien beiträgt und dadurch auch als Nachhaltigkeitslabel bezeichnet werden kann. Die Kriterien für die Vergabe des Labels werden von unabhängigen Stellen mitentwickelt, der Vergabeprozess ist transparent. Umfassende und regelmäßige Kontrollen machen das Label glaubwürdig. Da die Prüfinstitute, die das Label vergeben, auch die Kontrollen durchführen, ist die Unabhängigkeit aus Sicht von Label-online eingeschränkt. Für die Audits werden auch externe Zertifizierungen akzeptiert, diese sind aber nicht zwingend vorgeschrieben.  Verstößt ein Labelnehmer gegen die Vergabekriterien des Labels, so werden ihm Sanktionen auferlegt. Verbraucher können alle wichtigen Informationen zum Label kostenlos abrufen. "

RELEVANTE DOKUMENTE und Quellen

Letzte Aktualisierung im Juni 2024