OCS - Organic Content Standard

Warenflusszertifizierung für Bio-Fasermaterial

Standardversion

Aktuelle Version: OCS 3.0, April 2020

Klassifizierung

Umweltlabel (Produktionsökologie nur bedingt, da nur auf Faserzertifizierung basierend). 

Warenflusszertifizierung (Chain of Custody Certification).

Instiutionell, unhabhänig;

Typ A, Typ I, third party

STANDARDINHABER UND BETEILIGTE

Als Standardinhaber ist Textile Exchange für die Standardentwicklung verantwortlich. Textile Exchange besteht aus einem 66-köpfigen Team und 8 Repräsentanten weltweit. Textile Exchange ist eine NGO und Non-Profit-Organisation. Mitgliedschaften sind möglich für Unternehmen, produzierende Kooperativen und Farmen (aktuell über 600 Mitglieder).

                                                                           

Zertifizierer: CERES, Control Union, CCPB, ETKO, ICEA, LETIS, Ecocert, NSF International, Soil Association, OneCert International, Ulusal Sistem Beldelendirme (USB), GCL International

Bildmarke, Logo


Ziel, Hintergrundinformationen

Im Mittelpunkt stehen Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Produktionskette. Mit dem Organic Content Standard (OCS) aufbauend auf dem Content Claim Standard (CCS) können Unternehmen nachweisen, wie hoch der Anteil eines bestimmten Materials im Endprodukt ist. Ziel ist eine Erhöhung der ökologischen landwirtschaftlichen Flächen für Faserherstellung von 50% pro Jahr. Textile Exchange will Marktkräfte katalysieren um ökologische, soziale und ökonomische Erfolge durch die Erweiterung der ökologischen Faserherstellung zu erreichen. Dabei bezieht sich Textile Exchange nur auf den Bio-Anbau von Naturfasern wie Baumwolle, u.a., deckt jedoch nicht ab, nach welchen Kriterien diese weiterverarbeitet werden.

 

Der OCS basiert auf den Anforderungen des Content Claim Standards (CCS), in dem eine Warenflusskontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette gefordert wird (= Chain of Custody Certification). Der OCS dient demnach zur Überwachung und Überprüfung der Inhalte von biologisch angebauten Materialien in einem Endprodukt. Der Organic Content Standard setzt sowohl auf den Einsatz von Bio-Naturfasern als auch auf den Einsatz von Bio-Naturfasern als Beimischung. Bei dem Standard geht es darum die Nachvollziehbarkeit des Bio-Naturfasereinsatzes zu gewährleisten und Kontaminationen zu vermeiden. Nicht relevant sind hingegen Anforderungen an Produktionsprozesse, Chemikalien und Sozialverträglichkeit.

 

Ein weiteres Ziel ist Greenwashing zu verhindern, in dem die Warenflusszertifizierung und Warenflusszertifikate über die gesamte Wertschöpfungskette gefordert sind. Das OCS 100/ blended-Label ist ein Umweltlabel, auch wenn es mit Produktionsökologie in der Textilverarbeitung nichts zu tun hat. Die Zertifizierung gemäß dem OCS dient als Einstieg in den Bio-Textilbereich, um in einem nächsten Schritt die GOTS-Zertifzierung zu erreichen. Natürlich kann auch die Kombination beider Zertifizierungen -GOTS und OCS- genutzt werden. Die Standardgeber des OCS und des GOTS kooperieren in vielerlei Hinsicht.

 

Der amerikanische Verband Textile Exchange ist Herausgeber von zahlreichen Standards:

Content Claim Standard (CCS)

Global Recycled Standard (GRS)

Recycled Claim Standard (RCS)

Responsible Alpaca Standard (RAS)

Responsible Mohair Standard (RMS)

Responsible Down Standard (RDS)

Responsible Wool Standard (RWS)

Organic Content Standard (OCS)

GELTUNGSBEREICH / REGELBEREICH

Geltungsbereich

Produkte aus Bio-Naturfaser und Bio-Naturfaser in Umstellung, sowie Produkte aus Fasermischungen mit den Bio-Naturfasern zu mind. 5 %.

 

Regelbereich

Der OCS 100/ blended fordert den Einsatz von kba/ kbt-Naturfasern zu einem bestimmten Prozentsatz (95-100 % bei OCS 100 bzw. mindestens 5 % bei OCS blended). Der Standard schreibt eine transparente, nachvollziehbare Dokumentation, Separation, eindeutige Identifikation bezüglich des Einsatzes von Bio-Naturfasern vor. Der Einsatz der Bio-Fasern (selbst als Beimischung von geringen Anteilen) muss über alle Produktionsschritte, vom Spinnen über Weben, Stricken, auch dem Färben, Veredeln und Konfektionieren durch eine Warenflusszertifizierung sichergestellt werden. Es gibt keine Kriterien bezüglich Verarbeitung, Chemikalieneinsatz oder sozialer Aspekte.

ABSICHERUNGSSYSTEM / KONFORMITÄTSPRÜFUNG

Gefordert wird eine unabhängige 3rd-Party Zertifizierung. Kontrolliert und zertifiziert wird der quantitative Warenfluss, Separation und Identifikation durch jährliche Betriebsinspektionen in allen involvierten Firmen Vorort. Als Nachweis werden neben den Betriebszertifikaten für jede Warenbewegung sog. Warenbegleitzertifikate (transaction certicates) gefordert. Die Zertifizierung kann nur durch zugelassene Zertifizierungsstellen erfolgen. 

MÄRKTE

Textile Exchange hat über 600 Mitgliedsfirmen und im Jahr 2020 wurden (laut dem Preferred Fiber Report 2021) 8.680 Betriebe gemäß dem OCS zertifiziert. Lieferanten der Bio-Produkte von H&M, C&A, Marks and Spencer und vielen anderen großen bekannten Anbietern sind nach den Standards von Textile Exchange zertifiziert, auch wenn die Produkte selbst nicht immer mit dem jeweiligen Standard-Logos gekennzeichnet sind, sondern mit den firmeneigenen Labeln.

Kennzeichnung

Die zwei OCS-Label dürfen nur nach erfolgreicher unabhängiger und lückenloser Zertifizierung über die gesamte Wertschöpfungskette verwendet werden.

Zulässig ist die Kennzeichnung für Garne, Stoffe oder fertige textile Produkte, die aus mindestens 5 % bis 100% kbA/ kbt Fasern also Bio-Materialien bestehen. D.h. auch die Kennzeichnung von Zwischenprodukten ist möglich. Es gibt die zwei Label-Abstufungen OCS 100 und OSC blended.

 

OCS 100 Logo:

„made with/contains 100% organically grown material" (100% kba/ kbt Material) und „made with/contains organically grown material" (mind. 95% kbA/ kbt Fasern).

 

OCS blended Logo:

„Made with/contains X % organically grown material" (wenn ein Minimum von 5% kbA/ kbt Material enthalten ist).

Anmerkungen

Der OCS bezieht sich nur auf die Verwendung von Bio-Materialien, reguliert aber weder den Einsatz von Chemikalien noch enthält es soziale Kriterien. Auch auf ressourcensparende / umweltfreundliche Produktion und Weiterverarbeitung wird nicht geachtet. Die komplette Wertschöpfungskette wird überprüft, um allerdings das „OCS Blended“-Siegel zu bekommen genügt es, 5% Bio-Rohstoffe zu verwenden. Es gibt zwei Kennzeichnungsmöglichkeiten, abhängig vom Anteil an Biomaterial im Endprodukt und davon, ob das Produkt mit dem konventionell angebauten Material gemischt wurde.  Die Bezeichnung als organic (bio) bei der Labelstufe "blended" mit nur 5 % Bio-Faseranteil ist daher problematisch und irreführend. OCS blended nutzt dem Fasererzeuger, aber dem Verbraucher wird mehr "Bio" suggeriert als er erhält. Um den Benefit einschätzen zu können, ist dem Prozentsatz Aufmerksamkeit zu schenken.

 

WAS ANDERE ÜBER DAS SIEGEL SAGEN

Siegelklarheit: Nicht bewertet und nicht in der Grünen Kategorie, weil…

Das Siegel trifft ausschließlich Aussagen über die Rückverfolgbarkeit. Es lässt sich deshalb nicht mit Standards vergleichen, deren Anliegen der Schutz der Umwelt oder die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist.

 

Label-Online: Nicht bewertet

 

Textil-Siegel im Greenpeace-Check: Nicht bewertet

RELEVANTE DOKUMENTE UND LINKS

Letzte Aktualisierung im September 2019