fairtrade cotton

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG DURCH FAIREN BAUMWOLLANBAU UND -HANDEL

Standardversion

Standard existiert seit 2011

Aktuelle Version V1.7; 2021

Klassifizierung

Fair-Trade-Label, Sozial-Label

Typ B, Typ I

Standardinhaber und Beteiligte

Bildmarke, Logo


Standardinhaber ist der Dachverband FLO e. V. (Fairtrade Labelling Organizations International), der die Kriterien für den Fairen Handel entwickelt. 21 weitere nationale Mitgliedsorganisationen wie zum Beispiel TransFair e.V. vermarkten das Siegel, darunter Fairtrade-Marketing-Organisationen.

Fairtrade wurde 1988 in den Niederlanden unter dem Namen Max Havelaar gegründet. 


Ziel, Hintergrundinformationen

Fairtrade Cotton soll Kleinbauerkooperativen stabilere Preise und langfristigere Handelsbeziehungen garantieren. Zudem enthalten die Standards Anforderungen an demokratische Organisationsstrukturen, an den Umweltschutz und sichere Arbeitsbedingungen.

Baumwollproduzenten erhalten einen festen Mindestpreis und eine Fairtrade-Prämie, die für gemeinnützige Projekte vor Ort eingesetzt wird.

Die Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT führt die Kontrollen durch.

 

Generell müssen sich Händler und Produzenten an die allgemeinen Fairtrade-Standards für Händler und Produzenten halten. Neben den allgemeinen Standards muss zusätzlich der spezifische Produkt-Standard erfüllt werden. Beim Fairtrade Cotton-Standard werden auch der Fairtrade-Mindestpreis und die Fairtrade-Prämie festgelegt.

 

Bei der Formulierung der Standards folgt Fairtrade International ILO-Übereinkommen und entspricht bei der Festlegung der Standards dem ISEAL Code of Good Practice. Solange nationale Gesetze die Anforderungen der Standards übersteigen, fordert Fairtrade International die Einhaltung dieser. 

Geltungsbereich / Regelbereich

Das Fairtrade-Produkt-Siegel steht für fair angebaute und gehandelte Rohbaumwolle mit physischer Rückverfolgbarkeit. Diese Baumwolle ist über alle Produktionsschritte rückverfolgbar und wird getrennt von Nicht-Fairtrade-Baumwolle weiterverarbeitet.  Baumwolle in diesen Textilien ist zu 100 % Fairtrade zertifiziert.


Das Fairtrade-Rohstoff-Siegel steht für indirekte Rückverfolgbarkeit (Mengenabgleich). Das bedeutet, dass eine vereinbarte Menge Rohbaumwolle zu Fairtrade-Bedingungen eingekauft wurde und ab der Spinnerei indirekt, d.h. mittels Dokumentation bei FLOCERT rückverfolgbar ist. Oftmals lässt der Produktionsprozess nicht zu, die Fairtrade-Baumwolle getrennt zu verarbeiten, da dies einen massiven Mehraufwand mit großen finanziellen Folgen bedeuten würde. Das zusätzliche Fairtrade-Baumwoll-Programm reagiert auf diese Marktsituation. Der Pfeil im Logo macht auf den Mengenausgleich aufmerksam.


Es gibt globale Grundregeln/Kriterien für Farmer und Händler und Instrumente/Strategien, die auf die Regionen abgestimmt sind.

 

Die Berechnung des Mindestpreises und der Prämie wird auf Grundlage einer genau festgelegten Methode durchgeführt.

 

Der Fairtrade-Mindestpreis

Als Sicherheitsnetz soll der Fairtrade-Mindestpreis die durchschnittlichen Produktionskosten für eine nachhaltige Produktion decken. Veröffentlicht werden die Preise auf der Fairtrade International Webseite. Liegt der jeweilige Welt-Marktpreis darüber, muss der höhere Marktpreis bezahlt werden.

Unterschiedliche Sorten und Qualitäten erschweren die Berechnung eines einheitlichen Mindestpreises. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass in manchen Staaten ein Mindestpreis gesetzlich nicht erlaubt ist.

 

Die Fairtrade-Prämie

Zusätzlich zum Verkaufspreis erhalten alle Produzentenorganisationen die Fairtrade-Prämie. Die Bauernfamilien bzw. Beschäftigten auf Plantagen entscheiden gemeinsam in einem demokratischen Prozess, in welche sozialen, ökologischen oder ökonomischen Projekte die Prämie investiert wird und welche Ziele erreicht werden sollen.

Fast die Hälfte der Fairtrade-Prämie wird in Kleinbauernorganisationen in die Steigerung der Produktivität und Qualität investiert. So verbessert sich die Chance der Kleinbauernfamilien, am Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.

Auf Fairtrade-Plantagen wird die Fairtrade-Prämie vor allem in die direkte Unterstützung der Arbeiterschaft und ihrer Familien verwendet - für Bücher und Uniformen schulpflichtiger Kinder, für Kredite und Darlehen sowie für Wohnraumverbesserungsmaßnahmen oder als Zuzahlung für den monatlichen Lohn.

 

Soziales

Hauptziel ist die Stärkung der Kleinbäuer:innen und Arbeiter:innen, der Subunternehmen und der Saisonarbeiter:innen.

  • Organisation in demokratischen Gemeinschaften (bei Kooperativen)
  • Förderung gewerkschaftlicher Organisation (auf Plantagen), im Beschwerdemanagement eingebunden
  • Geregelte Arbeitsbedingungen
  • Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit
  • Diskriminierungsverbot
  • Verpflichtende Schulungen und Weiterbildungsangebote
  • Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken, Maßnahmen zur Förderung der Implementierung/Umsetzung
  • Diversifizierung der landwirtschaftlichen Praktiken, Vorfinanzierung, Prämien, Marktzugang und lokale Handelspraktiken für Kleinproduzent:innen

 

Ökologisches

Beim Umweltschutz steht der Mensch im Mittelpunkt.

  • Umweltschonender Anbau: Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes, die auf ökologischen Prinzipien basieren und Einsatz physischer, mechanischer und biologischer Schädlingsbekämpfung gegenüber dem Einsatz von Pestiziden priorisieren
  • Maßnahmen zur Verringerung der Abhängigkeit von nicht-erneuerbaren Energie und eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen
  • Schutz bestehender natürlicher Ökosysteme, ihre nachhaltige Nutzung sowie Maßnahmen zu deren Revitalisierung
  • Empfiehlt oder fordert nur teilweise Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen klimarelevanter Treibhausgase
  • Verbot gefährlicher Pestizide (Internationale Liste der hochgefährlichen Pestizide von PAN)
  • Kein gentechnisch verändertes Saatgut
  • Förderung des Bio-Anbaus durch den Bio-Aufschlag

 

Ökonomisches

Dazu zählen Anforderungen an Händler und Hersteller.

  • Bezahlung von Fairtrade-Mindestpreis und Fairtrade-Prämie
  • Nachweis über Waren- und Geldfluss
  • Richtlinien zur Verwendung des Siegels
  • Transparente Handelsbeziehungen
  • Vorfinanzierung

Absicherungssystem / Konformitätsprüfung

Die Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT überprüft vor Ort, ob Produzenten und Händler die Fairtrade-Standards einhalten und die sozialen, ökonomischen und ökologischen Standards erfüllen. Außerdem kontrolliert sie, dass die Produzentenorganisationen den festgelegten Mindestpreis und die Fairtrade-Prämie ausgezahlt bekommen.

Nach der Erst-Zertifizierung werden die Produzentenorganisationen innerhalb eines dreijährigen Zertifizierungszyklus mindestens zwei weitere Male überprüft. Neben diesen regulären sogenannten Überwachungsaudits führt FLOCERT auch unangekündigte Audits durch.

 

Die Anforderungen unterscheidet man in Kernkriterien und Entwicklungskriterien:

  • Verpflichtende Kernkriterien: Fairtrade-Grundwerte für die Entwicklung und Stärkung der Produzentengruppen
  • Entwicklungskriterien: zeigen den Fortschritt in der Produzentenorganisation auf, die über die nächsten drei bis sechs Jahre erfüllt werden müssen. Jede Produzentenorganisation definiert einen eigenen Entwicklungspfad.

traceability

Bei Produkten mit physischer Rückverfolgbarkeit stammt das Fairtrade-Produkt eins zu eins von der Fairtrade-Organisation und ist eben physisch rückverfolgbar (gilt v.a. für Kaffee, Bananen, Rosen oder Reis).

Produkte mit Mengenausgleich bestehen aus dem Fairtrade-Rohstoff, der mit Nicht-Fairtrade-Rohstoffen gemischt wurde und indirekt rückverfolgbar ist (gilt für Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee). In diesem Zusammenhang ist der Mengenausgleich eine entwicklungspolitische Notwendigkeit. Würde man die physische Rückverfolgbarkeit für alle Fairtrade-Produkte voraussetzen, könnten manchen Produzenten-Organisationen dadurch Nachteile entstehen, bis hin zum Marktausschluss und sie könnten nicht mehr am Fairtrade-System teilnehmen. In einigen Produktkategorien würde die Mehrheit der Fairtrade-Bauern ausgeschlossen. In anderen Fällen würde sich auch durch physische Rückverfolgbarkeit die Umweltbilanz verschlechtern.

 

Die Rückverfolgbarkeit beim Fairtrade Programm für Baumwolle konzentriert sich auf Bäuerinnen und Bauern, die meist nicht genug verdienen, um ihre eigenen Produktionskosten zu decken.

  • Unternehmen kaufen eine vereinbarte Menge Baumwolle zu Fairtrade-Bedingungen ein und verwenden diese über ihre gesamte Produktion oder in bestimmten Kollektionen. Die Fairtrade-Baumwolle muss nicht von konventioneller Baumwolle getrennt werden. Unternehmen verpflichten sich im Rahmen ihrer nachhaltigen Beschaffungsstrategie, einen bestimmten Anteil der von ihnen insgesamt benötigten Baumwolle in Fairtrade-Qualität einzukaufen und diese Menge schrittweise zu steigern.
  • Anders als im Falle des Fairtrade-Baumwollsiegels, das vollständige Rückverfolgbarkeit der Fairtrade-Baumwolle fordert, können sie im Rahmen des Baumwollprogramms die Fairtrade-Baumwolle nach Bedarf mit anderer Baumwolle oder anderen Fasern mischen und sind nicht verpflichtet, die faire Baumwolle bis zum Endprodukt zurückzuverfolgen.

markt, labelnutzer

  • 22 Fairtrade zertifizierte Anbau-Organisationen für Saatbaumwolle in 8 Ländern, 44,480 kleine Farmbetriebe
  • 65 % der Fairtrade Baumwollfarmer sind auch bio-zertifiziert
  • 54.840 Metric Tonnen Fairtrade-Baumwolle produziert
  • 1.655.337 Euro Fairtrade Prämie erlöst
  • Investment in Anbau-Organisationen, Dienst an der Gemeinschaft, Dienst für Baumwollfarmer:
  • Die Farmer investierten rund 40 % der Fairtrade Prämie in Projekte für Bildung, Gesundheit und Entwicklung einer Infrastruktur.  Weitere 35 % der Fairtrade Prämie fließen direkt an Baumwollfarmer für Training und Werkzeuge
  • 83 % der Fairtrade-Baumwolle stammt aus Indien,
  • Afrika (Ägypten, Uganda, Burkia Faso, Senegal), und Pakistan, Kirkistan, Tadjikistan
  • 62.000 ha Anbaufläche
  • 776 Zertifizierungen von Fairtrade-Baumwolle

kennzeichnung

Unternehmen können einen steigenden Anteil an Fairtrade-Baumwolle ankaufen und diese je nach Bedarf zu Garnen verarbeiten lassen.

Erst wenn die zur Herstellung einer Produktlinie benötigte Baumwollmenge zu 100% zu Fairtrade-Bedingungen eingekauft wird, ist eine Information über das Fairtrade-Baumwoll-Programm auf den Verkaufsartikeln möglich.

Andernfalls darf das Fairtrade-Programmsiegel ausschließlich in der Unternehmenskommunikation (zB CSR-Report, Website) abgestimmt verwendet werden.

Auf diese Weise können Unternehmen die von ihnen verarbeitete Fairtrade-Baumwollmenge deutlich erhöhen, was bedeutet, dass mehr Bauernfamilien vom fairen Handel profitieren können.

Anmerkungen, stärken und schwächen

Glaubwürdigkeit

  • Standardentwicklung öffentlichen Konsultationsverfahren unter Einbeziehung von Interessengruppen.
  • Zertifizierungs-/Prüfberichte nicht erhältlich
  • Finanzielle Unterstützung und Beratung für die Umsetzung der Richtlinien
  • Den Unternehmen wird empfohlen in ihrer Lieferkette menschenrechtlichen Sorgfaltprüfung (Due Diligence) und systematische Risikobewertung durchzuführen
  • Audits werden von einer unabhängigen, vom System akkreditierten Stelle durchgeführt (FLO CERT) und basieren auf Risikobewertungen
  • Arbeitnehmer*innen werden als Teil des Prüfprozess obligatorisch vertraulich befragt
  • Gesamte Wertschöpfungskette des Endprodukts ist rückverfolgbar vom Anbau, über die Orte der Verarbeitung bis hin zum Verkauf

Relevante Dokumente und Links

Letzte Aktualisierung im November 2022