Cradle to Cradle Certified™

standardversion

Aktuelle Version 4.0, 2021

Übergangsfrist Version 3.1 zu 4.0 bis 30.06.2024

 

Überarbeitung in unregelmäßigem Rhythmus (3-10 Jahre)

klassifizierung

Umwelt- und Gesundheits-Label; non profit, unabhängig; Typ A (gesamte Produktionskette), Typ l (unabhängige Inspektion und Zertifizierung)

supply chain focus

X        Faserproduktion

       Textilverarbeitung

       Fertigung

X        Vertrieb/ Handel

 

      Kreislaufwirtschaft

fakten

Standard und Siegel gibt es seit 1995 / 2006/ 2010

 

719 zertifizierte Produkte, 88 im Textil-, Bekleidungs- und Schuhbereich


Bildmarke, Logo

Quelle: Cradle to Cradle

Standardinhaber und Beteiligte

Das Cradle to Cradle Products Innovation Institute (C2CPII) ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die den Cradle to Cradle Certified™ Produktstandard verwaltet. Der Produktstandard wurde von Prof. Michael Braungart und William McDonough über mehr als 25 Jahren in Zusammenarbeit mit führenden Weltmarken entwickelt und die Zertifizierungsrechte wurden für das C2CPII ohne finanzielle Kompensation lizenziert. Das Institut wird von einem unabhängigen Aufsichtsrat geführt und hat seinen Hauptsitz in Oakland, Kalifornien. Die Arbeit des Institutes wird von Stiftungen und Personen finanziert. Durch Einkommen aus Trainingsprogrammen, Zertifizierungs- und Lizenzgebühren wird das Institut selbsttragend wirtschaften. Die Anschubfinanzierung wurde von der Nationale Postcode Loterij und der Schmidt Family Foundation, gegründet von Wendy und Eric Schmidt, bereitgestellt.

 

11 lizensierte Organisationen mit Berechtigung als akkreditierte Gutachter:

ARCHE Consulting, Eco Intelligent Growth, EPEA-Part of Drees & Sommer, EPEA Switzerland GmbH, MBDC, Sustenuto, ToxServices, Upcyclea, VITO, Vugge til Vugge, WAP Sustainability. 

Ziel, Hintergrundinformationen

Weltweit arbeiten Designende, Unternehmen und Produktionsstätten branchenübergreifend in der Entwicklung und Herstellung von Produkten mit dem Cradle to Cradle Certified® Produktstandard (C2C Produktstandard). Ziel ist die Stärkung nachhaltiger und umweltfreundlicher Produktionsprozesse im Rahmen der Kreislaufwirtschaft. Dafür werden im Standard die Sicherheit für Mensch und Umwel, die Qualität und die Kreislauffähigkeit von Materialien und Produkten in fünf Kategorien bewertet: Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit von Produkten, Luftreinhaltung und Klimaschutz, Wasser- und Bodenschutz sowie soziale Fairness. 

Das Cradle to Cradle Certified Products-Programm basiert auf dem Konzept der kontinuierlichen Verbesserung. Der Standard verfügt in jeder Kategorie über vier Leistungsstufen: Bronze, Silber, Gold und Platin. Um eine bestimmte Zertifizierungsstufe zu erlangen, muss ein Produkt alle Anforderungen dieser und der niedrigeren Stufen erfüllen. Zertifikate sind jeweils zwei Jahre gültig, dann erfolgt eine erneute Überprüfung. Mit dem Standard werden ausschließlich Produkte zertifiziert.

 

 

Vom Cradle to Cradle Certified Product Standard wurde der Material Health Certificate Standard abgeleitet, mit dem Transparenz bezüglich den in Produkten verwendetet Chemikalien für Industrie und Verbraucher erzeugt wird. Dieser Standard basiert ebenfalls auf dem Prinzip der stetigen Verbesserung, arbeitet mit dem gleichen Kategoriensystem.

Geltungsbereich / Regelbereich

Geltungsbereich 

Von Baumaterialien über Möbel, Textilien, Bekleidung, Schuhe, Kosmetik- und Pflegeprodukte, Haushaltswaren, Verpackungen, elektronische Geräte, Autoteile und Basismaterialien können fast alle Zwischen- sowie Fertigprodukte aus allen Branchen zertifiziert werden. Neben Produkten wie Waffen, Tabak und Medikamente sind eine Reihe von Produkten aus der Zertifizierung ausgeschlossen, die im Cradle to Cradle Certified 5® Product Standard Version 4.0 ausführlich aufgelistet sind. Der Ausschluss begründet auf unzureichender Passung des Standarddesigns oder einem Wiederspruch zu den C2C Prinzipien.

 

Regelbereich 

Unternehmen, die nach C2C Produkte zertifizieren wollen, müssen ein Compliance Assurance System implementieren und dokumentieren. In dessen Rahmen werden beispielsweise verantwortliche Personen benannt oder interne Audits durchgeführt.

Darüber hinaus müssen Unternehmen ein Umweltmanagementsystems und eine Umwelt Policy einführen und formulieren. Im Prozess sind sie dazu verpflichtet relevante Umweltrisiken und -chancen zu identifiziert, Maßnahmen zu ergreifen und zu kommuniziert. Die Umsetzung wird in den Leistungsstufen: Bronze, Silber, Gold und Platin bewertet. Weiterhin müssen Unternehmen zertifizierte Produkte nach Vorgaben verpacken und Vorschriften bezüglich Tierwohl einhalten. 

 

Weiterhin wird von Unternehmen gefordert, dass sie sich dem Prozess der kontinuierlichen Verbesserung verschreiben. Mindestziel ist das Erreichen des Gold Levels in allen fünf Kernkategorien des Standards. Um diese Anforderung langfristig zu erfüllen, müssen Unternehmen bei jeder Rezertifizierung nachweisen, dass sie in mindestens einer Kernkategorie einen messbaren Fortschritt erzielt haben.

Für jede der fünf Kernkategorien sind für jede der Leistungsstufen (Bronze, Silber, Gold und Platin) eine Reihe von Kriterien definiert, die erfüllt werden müssen. Übergeordnete Ziele der fünf Kernkategorien sind die folgenden:

  • Materialgesundheit - Die im Produkt verwendeten Chemikalien und Materialien werden so ausgewählt, dass der Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt Vorrang hat, was sich positiv auf die Qualität der Materialien auswirkt, die für die zukünftige Verwendung und den Kreislaufprozess zur Verfügung stehen.
  • Produktzirkularität - Produkte werden bewusst für ihre nächste Verwendung konzipiert und durchlaufen aktiv die vorgesehenen Kreislaufwege.
  • Saubere Luft und Klimaschutz - Die Herstellung von Produkten wirkt sich positiv auf die Luftqualität, die Versorgung mit erneuerbaren Energien und die Bilanz der klimawirksamen Treibhausgase aus.
  • Wasser- und Bodenschutz - Wasser und Boden werden als wertvolle und gemeinsam genutzte Ressourcen behandelt. Wassereinzugsgebiete und Bodenökosysteme werden geschützt, und sauberes Wasser und gesunde Böden stehen den Menschen und allen anderen Organismen zur Verfügung.
  • Soziale Fairness - Die Unternehmen verpflichten sich, die Menschenrechte zu wahren und faire und gerechte Geschäftspraktiken anzuwenden.

 

Eine vollständige Liste der Anforderungen kann dem Standard entnommen werden. Anbei folgen beispielhafte Kriterien. Im Feld Materialgesundheit muss eine Chemiekalienliste eingehalten werden (Bronze). Unter dem Punkt Produktzirkularität wird als eine Mindestanforderung formuliert, dass mindestens 50% des Materials (Gewicht) abhängig vom Kreislaufsystem recycelbar, kompostierbar oder biobasiert sein muss (Bronze). Unter dem Punkt Sauber Luft und Klimaschutz wird von Unternehmen unter anderem gefordert, dass sie Daten bezüglich der Treibhausgasemissionen den Stakeholdern zur Verfügung stellen (Gold). Die Implementierung eines nachweislich wirkungsvollen lokalen Projekts zum Thema Wasser und Bodengesundheit (Gold) ist ein Kriterium in der gleichnamigen Kategorie.  Im Feld Soziale Fairness ist für den Platin- Status unter anderem das Fördern eines vielfältigen, integrativen und engagierten Arbeitsumfelds mit fairen Einstellungs-, Vergütungs- und Ausbildungsstrukturen vorausgesetzt.

Absicherungssystem / Konformitätsprüfung

Die Zertifizierung wird vom C2CPII durchgeführt. Der Antragsteller reicht die Unterlagen über Materialeinsatz, Energiemenge und -quelle, Wassermanagement und soziale Verantwortung bei einer der 15 akkreditierten Bewertungsstellen ein. Auf der Grundlage der Unterlagen führt der Prüfer eine Materialbeurteilung im Hinblick auf ökologische und gesundheitliche Aspekte durch und bewertet die Prozesse und das soziale Engagement. Das C2CPII führt dann das Audit durch und vergibt das Zertifikat, eine Rezertifizierung finden im Rhythmus von zwei Jahren statt.

 

Das mit der Bewertung beauftragte Institut orientiert sich an den Vorgaben der Produktnorm und erstellt eine Bewertung der Produktkomponenten und des Produktionsprozesses. Dazu gehört eine Inspektion der von der Norm geforderten Produktionsanlagen und die Erstellung eines Bewertungsberichts, der zur Überprüfung an das Cradle to Cradle Products Innovation Institute (C2CPII) in San Francisco geschickt wird.

Daran schließt sich die Bewertung an: Die Arbeit des beauftragten Instituts besteht darin, die Zusammensetzung des Produkts und den Produktionsprozess zu analysieren. Es legt auch fest, was mit dem Produkt am Ende der Nutzungsphase geschehen soll. Die Materialliste, der Optimierungsplan und andere Dokumente werden unter Einhaltung von Vertraulichkeitsvereinbarungen zwischen dem Bewerter, dem Unternehmen und seinen Lieferanten erstellt. Um eine Zertifizierung zu aktualisieren, müssen die Unternehmen alle zwei Jahre die entsprechenden Produkt- und Produktionsdaten vorlegen, um ihre Bemühungen um Verbesserungen in allen Kategorien der Norm nachzuweisen.

 

 

Die Zertifizierung wird einem Produkt erteilt, wenn es die Anforderungen für das gewünschte Leistungsniveau in jeder der fünf Schlüsselkategorien (Abschnitte 4-8 im Standard) sowie die allgemeinen Anforderungen (Abschnitt 3), die Verpackungs (Abschnitt 3), die Verpackungsanforderungen (Abschnitt 9, falls zutreffend) und die Tierschutzanforderungen (Abschnitt 10, falls zutreffend) erfüllt. Die Gesamtzertifizierungsstufe des Produkts entspricht der niedrigsten Stufe, die in den vier Kategorien erzielt wurde (Bronze, Silber, Gold oder Platin) und wird auf dem Cradle-to-Cradle-Zertifikat angegeben. Auf einer Scorecard werden die Zertifizierungsstufe, die erreichten Stufen in jeder der fünf Kategorien angegeben und im Cradle to Cradle Certified Products Registry auf der C2CPII-Website veröffentlicht. 

Kennzeichnung

Produkte, die den Kriterien entsprechen, erhalten das Cradle to Cradle Certified™ Gütesiegel auf einer bestimmten Zertifizierungsstufe: Bronze Level, Silber Level, Gold Level, Platinum Level. Zertifizierte Produkt werden in das offizielle Register eingetragen und an das Netzwerk ähnlicher Register von nachhaltigen Produkten weitergeleitet.

 

 

Das Logo des Cradle to Cradle Certified Products Program wird verwendet, wenn es sich auf das Cradle to Cradle Certified Products Program als Ganzes bezieht. Es sollte nicht verwendet werden, um auf ein einzelnes zertifiziertes Produkt hinzuweisen. Dieses Zeichen kann zum Beispiel in Bildungsinhalten oder in Marketingmaterialien verwendet werden, um den Cradle to Cradle Certified Product Standard darzustellen oder um auf eine Gruppe von Produkten zu verweisen, die auf verschiedenen Ebenen zertifiziert sind.

 

Das Cradle to Cradle Certified-Zeichen mit der Angabe einer Zertifizierungsstufe in der Informationsleiste wird verwendet, wenn auf ein einzelnes zertifiziertes Produkt verwiesen wird. Das Logo kann zum Beispiel in Etiketten, Verkaufs- und Marketingmaterialien verwendet werden, die ein bestimmtes Produkt bewerben, das die angegebene Zertifizierungsstufe erreicht hat. Die Angabe der Zertifizierungsstufe (Bronze, Silber, Gold, Platin) ist obligatorisch.

Quelle: Cradle to Cradle

Was die Farben betrifft, so ist nur die Verwendung der Signatur grün/blau und schwarz/weiß zulässig. Die Größe der Bildmarken kann verändert werden, solange die genauen Größenverhältnisse beibehalten werden und die Marke digital nicht kleiner als 40 Pixel und im Druck nicht kleiner als 14 mm ist. Weitere Details zur Verwendung von Bild- und Wortmarken und den verschiedenen Zertifizierungskategorien finden sich im „Trademark Use Guide“.

Märkte

Die meisten Labelnutzer in der Textilbranche befinden sich in Schweiz, Österreich, Deutschland, Niederlande, Italien und Pakistan. Unter den deutschen Textilfirmen, welche C2C nutzen sind u.a. TRIGEMA, wet green, Karl Dieckhoff, Lauffenmühle, Deco Deisgn Fürus, JAB Anstötz, Winmöller. Insgesamt gibt es 88 Cradle to Cradle zertifizierte Textil-Produkte, Bekleidung, Zubehörteile und 55 mit Material Health Certificate. 44 von diesen besitzen nur das Material Health Certificate und keine weitere Cradle to Cradle Zertifizierung.

 

Zertifizierungen insgesamt: 945 Produkte in den Bereichen Built Environment and Furnishings (534), Textiles Apparel and Footwear (132), Packaging (91), Cleaning Products (63), Print and Paper (32), Beauty and Personal Care (28), Chemicals and Basic Materials (28), Consumer Products (10), Other (10) and Personal Care (4). Diese teilen sich auf in Cradle to Cradle Certified (720) und Material Health Certificate (434). 209 von 945 Produkten besitzen beide Zertifizierungen.

(http://www.c2ccertified.org/products/registry, stand November 2023)

Anmerkungen

Die Bewertung eingesetzter Materialien unter Umwelt- und Gesundheitsaspekten und die Prozessoptimierung in der Herstellung stehen im Vordergrund. Erst ab dem GOLD Standard sind Bio Baumwolle oder Organische Zertifikate für die natürlichen Rohstoffe Pflicht. Für Synthetikfasern wird der Einsatz von Kreislauffähigen Materialien und Mischungen abgefragt, sowie deren Anteil an rezyklierten Material. Umwelt- oder gesundheitsschädliche Materialien werden als toxisch bewertet und reduzieren den Grad der Zertifizierung. GOLD bedeutet die gesamte eingesetzten Inhaltstoffe sind sicher für biologische oder technische Kreisläufe. Das Thema Wasserverbrauch und Wasserqualität und Abwassermanagement wird bei diesem Standard sehr umfassend abgefragt und damit in den Fokus der Aufmerksamkeit von Zeichennehmern gestellt. Positiv zu vermerken ist, das genaue Erfassen der Energiemenge und die besondere Förderung des Einsatzes erneuerbarer Energien. Soziale Fairness wird umfassend bewertet. Unabhängige Dritte Zertifizierungen wie Fairtrade oder SA8000 Zertifikaten werden akzeptiert. Die sozialen Standards werden ausführlich mittels Firmenaudits überprüft. Das Cradle-to-Cradle Product Innovation Institute hat ein Zertifizierung-Standard-Board eingeführt, um die Weiterentwicklung der Cradle-to-Cradle-Zertifizierung und das Produkt-Protokoll besser zu überwachen.  Zu den Besonderen Merkmalen von Cradle to Cradle Produkt gehört der kontinuierliche Verbesserungsprozess, zu dem Unternehmen im Rahmen der Rezertifizierung verpflichtet sind.

Was andere über das Siegel sagen

Siegelklarheit: Sehr Gute Wahl! „Das Siegel zeichnet Produkte aus, die umwelsichere gesundheitlich unbedenkliche und kreislauffähige Materialien verwenden“ (Glaubwürdigkeit 81%, Umweltfreundlichkeit 69%, Sozialverträglichkeit 56%)

Label-Online: Besonders empfehlenswert! „Es handelt sich um ein anspruchsvolles Label, das wesentlich zur Einführung einer Kreislaufwirtschaft beiträgt. Es berücksichtigt dabei soziale, ökologische und ökonomische Aspekte der Nachhaltigkeit, so dass es als Nachhaltigkeitslabel bezeichnet werden kann“

Relevante Dokumente und Quellen

Letzte Aktualisierung im Juni 2024